Pluto bekommt erstmals Besuch von der Erde

"New Horizons" hat Pluto bereits im Visier und dieses Bild zur Erde geschickt.(c) REUTERS
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Als die Sonde "New Horizons" losflog, war Pluto noch ein Planet.
Sie kommt Pluto so nah wie noch keine Sonde zuvor und soll einige Rätsel lösen.

Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun. Seit Pluto kein Planet mehr ist, hat dieser Merksatz mit den Anfangsbuchstaben aller Planeten in unserem Sonnensystem stark an Sinnhaftigkeit gelitten. Als die Sonde "New Horizons" im Jänner 2006 losflog, war Pluto noch ein Planet und der Merksatz noch vollständig. Das letzte Wort "Planeten" stand eben für Pluto. Sieben Monate nach dem Abflug der Sonde degradierte die Internationale Astronomische Union (IAU) den vergleichsweise kleinen Pluto zum Zwergplaneten. Trotzdem gilt der erste Besuch eines irdischen Flugkörpers bei Pluto am Dienstag als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte.

Eigentlich hatte die US-Raumfahrtbehörde mit der rund 700 Millionen Dollar (634,98 Mio. Euro) teuren Mission die Ersterkundung aller neun Planeten abschließen wollen, jetzt waren es plötzlich nur noch acht. Die Erwartungen sind aber unverändert riesig: "Ich habe immer gesagt, dass wir einen Pluto finden würden, der mit zwei Wörtern beschrieben werden kann: 'etwas Wunderbares'", sagte Missionsleiter Alan Stern der "New York Times". "Und das stellt sich jetzt als komplett wahr heraus. Das Pluto-System ist absolut verblüffend."

Fünf Milliarden Kilometer und fünf Planten

Seit mehr als neun Jahren ist "New Horizons" (Neue Horizonte) unterwegs, hat rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen, bevor nun endlich das mit Spannung erwartete Ziel der langen Reise ansteht: Auf rund 12.000 Kilometer soll sich "New Horizons" am 14. Juli dem Pluto nähern und ihn mit seinen sieben wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen. Wenn man aus dieser Distanz auf Manhattan schauen würde, erklärt Wissenschafter Stern, könnte man die Seen im Central Park ausmachen.

Aber die Mission bleibt bis zur letzten Sekunde spannend. Weil die etwa Klavier-große und rund 500 Kilogramm schwere Sonde mit rund 50.000 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, könnte schon ein Zusammenstoß mit einem Objekt so klein wie ein Reiskorn das ganze Vorhaben zu Fall bringen. Vor wenigen Tagen gab es dann auch noch einen technischen Fehler, den die NASA aber wieder beheben konnte. Er sei "ziemlich zuversichtlich", dass alles gut geht, gibt sich Forscher Stern gelassen.

Zwei Tage Zeit für Pluto-Messungen

So lang die Reise war, so kurz ist dann ihr eigentlicher Höhepunkt: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde rund um den Vorbeiflug Zeit, um gute Fotos und Messungen von Pluto zu machen. Die Erforschung des 1930 von dem US-Amerikaner Clyde Tombaugh entdeckten Zwergplaneten sei "wie ein archäologischer Spatenstich in die Geschichte des äußeren Solarsystems", hatte Stern schon beim Start der Sonde gesagt. Der etwa minus 230 Grad kalte Pluto ist eine Art Eiszwerg, wie sie zu Zigtausenden bei der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben sind und seitdem den sogenannten Kuipergürtel bilden.

Bisher haben Forscher nur fragmentarisches Wissen über den Pluto. Und die ersten, noch verschwommenen Fotos, die "New Horizons" lieferte, haben unendlich viele neue Fragen mit sich gebracht. Der Vorbeiflug der Sonde soll den Winzling, der mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern kleiner als der Erdenmond (3500 Kilometer) ist, erstmals kartografieren und - so hoffen Wissenschafter - viele Jahrzehnte alte Rätsel lösen; ob es auf dem Pluto schneit, beispielsweise. Oder ob in seinem Eiskern ein Ozean versteckt liegt.

Weitere Reiseroute noch offen

Nach dem Pluto-Besuch soll "New Horizons", die unter anderem zwei US-Münzen und einen kleinen Haufen Asche des 1997 gestorbenen Pluto-Entdeckers Tombaugh an Bord hat, noch tiefer in den Kuipergürtel hineinfliegen. Wie und wohin genau, beraten die NASA-Wissenschafter noch.

Aber die Spannung sei schon da, wie Astronom Michael Brown, der 2005 den Zwergplaneten Eris im Kuipergürtel entdeckte, der "New York Times" sagte. "Wir sind ziemlich sicher, dass es dort draußen etwas gibt, was so groß ist, dass wir aufhören können, uns über Möchtegern-Dinge wie Pluto zu sorgen und anfangen können, uns mit dem wirklichen neunten Planeten zu beschäftigen."

Fast 80 Jahre lang war Pluto ganz offiziell der kleinste Planet des Sonnensystems. Der nach dem griechischen Gott der Unterwelt benannte Winzling (2300 Kilomter Durchmesser) war der neunte und äußerste Planet - von seiner Entdeckung 1930 bis 2006.

Dann degradierte ihn die Internationale Astronomische Union (IAU) offiziell zum Zwergplaneten, nachdem in seiner Region einige ähnlich große Objekte entdeckt worden waren. Der etwa minus 230 Grad Celsius kalte Pluto ist eine Art Eiszwerg, wie sie zu Zigtausenden bei der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben sind und seitdem den Kuipergürtel am Rand unseres Systems bilden.

Für einen Sonnenumlauf benötigt der zu knapp einem Drittel aus gefrorenem Wasser bestehende Zwergplanet 248 Erdenjahre. Im Eiskern des Pluto vermuten Forscher einen Ozean. Bisher sind fünf Monde des Winzlings bekannt: Charon, Styx, Nix, Kerberos und Hydra.

(APA/dpa)

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