Perfekte Vorstellung von Ferrari-Pilot Vettel in Budapest. Hamilton nur Sechster, Red Bull heuer erstmals am Podest. Vor und nach dem Grand Prix kam es zu bewegenden Momenten.
Ein völlig verrückter Grand Prix von Ungarn hat die Formel-1-WM wieder spannender gemacht. Ferrari-Star Sebastian Vettel triumphierte überraschend in Budapest. Der viermalige Weltmeister ließ sich zum Abschluss eines emotionalen Rennwochenendes gut eine Woche nach dem Tod von Jules Bianchi von nichts irritieren und zog mit seinem 41. Grand-Prix-Erfolg mit Legende Ayrton Senna gleich. „Danke Jules, dieser Sieg ist für dich. Wir wussten, früher oder später würde er für dieses Team fahren“, sagte Vettel mit leicht zittriger Stimme nach der Zieldurchfahrt im Boxenfunk. Für Vettel war es der zweite Saisonsieg nach seinem Coup in Malaysia. „Ich bin sehr stolz, mit diesem Sieg auch die Ungarn-Statistik aus dem Weg geräumt zu haben.“ Auf dem Hungaroring hatte er noch nie gewonnen.
Zweiter wurde Daniil Kwjat im Red Bull, auf Rang drei kam sein Teamkollege Daniel Ricciardo. Red Bull bejubelte die ersten beiden Podestplätze der Saison und Kwjat avancierte mit 21 Jahren nach Vettel zum zweitjüngsten Podestfahrer der Formel-1-Geschichte. „Sobald die Kurven gegenüber den Geraden überwiegen, haben wir eine Chance. Die Entwicklung unseres Autos geht stetig voran“, sagte Motorsportdirektor Helmut Marko, der sich auch über den vierten Platz von Toro-Rosso-Youngster Max Verstappen freute.
Die Freude wurde durch die Erinnerungen an Bianchi getrübt. Er war mit 25 Jahren an den Folgen seines Unfalls im Oktober 2014 in Japan gestorben und am Dienstag beerdigt worden. Auch Vettel hatte den Sarg getragen. Bianchi kam aus der Ferrari-Schmiede und galt als künftiger Kandidat bei der Scuderia. Vor dem Rennen hatte die Formel-1-Gemeinde dem am 17. Juni gestorbenen Ex-Piloten gedacht. Es waren bewegende Momente, wie man sie seit den letzten tödlichen Fahrer-Unfällen 1994 von Senna und Roland Ratzenberger nicht mehr erlebt hat. Alle Piloten stellten sich mit Bianchis Familie in einem Kreis auf, in ihrer Mitte lagen die Helme um den mit der Nummer 17 von Bianchi. Das Manor-Team stand hinter einem Schild mit den Worten: „We miss you Jules.“
„Schlechter Tag im Büro“
Nach dem Rennen überwog bei Hamilton der Frust, ausgerechnet in seinem „Wohnzimmer“, in dem er schon viermal triumphiert und alle Trainings bis hin zum Qualifying dominiert hatte, so schlecht (Rang sechs) abgeschnitten zu haben. „Es tut mit so leid, Jungs“, funkte er an seine Crew, rettete danach aber immerhin seine WM-Führung in die Sommerpause und bleibt mit 202 Punkten vor Rosberg (181) und Vettel (160).
„Es war ein wirklich schlechter Tag, aber manchmal passiert so etwas“, sagte Hamilton lapidar. „Es hätte auch schlimmer sein können.“ Zwischenzeitlich war er sogar die WM-Führung los gewesen, als Rosberg hinter Vettel auf Platz zwei lag. Im Finish kam es zu einer Berührung mit Ricciardo, bei der sich Rosberg den Reifen aufschlitzte. Rosberg musste sich mit Rang acht begnügen. Damit landete erstmals seit Brasilien 2013 oder 28 Rennen kein Silberpfeil auf dem Podest. In dieser Saison hatten es Hamilton und Rosberg bis dato sogar jeweils beide auf das Podest geschafft. „Wir haben in einem Rennen mehr Schwierigkeiten gehabt als in der ganzen Saison“, meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. „Für uns war es ein richtig schlechter Tag im Büro.“
Endstand
1. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 1:46:09,985 2. Daniil Kwjat (RUS) Red Bull +15,748 3. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +25,084 4. Max Verstappen (NED) Toro Rosso +44,251 5. Fernando Alonso (ESP) McLaren +49,079 6. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +52,025 7. Romain Grosjean (FRA) Lotus +58,578 8. Nico Rosberg (GER) Mercedes +58,876 9. Jenson Button (GBR) McLaren +1:07,028 10. Marcus Ericsson (SWE) Sauber +1:09,130.
(APA)