Peter Dinklage: "Ich war schon immer ein Snob"

Actor Dinklage attends the premiere of the movie ´Pixels´ in New York
Actor Dinklage attends the premiere of the movie ´Pixels´ in New York(c) REUTERS (EDUARDO MUNOZ)
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Schauspieler Peter Dinklage spricht über seinen neuen Film "Pixels" mit Adam Sandler, über seinen Part in der Serie "Game of Thrones" und seine Anfänge im Filmgeschäft.

Peter Dinklage ist im Hollywood-Olymp angekommen. Äußeres Zeichen dafür ist das Ambiente dieses Interviews – das Ritz Carlton Hotel in Cancún, wo er zusammen mit Adam Sandler die Actionkomödie „Pixels“ (seit vergangener Woche im Kino) bewirbt. Passenderweise bekommt er zu Beginn des Interviews auch noch einen exotisch aussehenden Cocktail serviert. Doch seiner Selbstironie tut das keinen Abbruch. Um jeden Eindruck zu vermeiden, dass ihm der Luxus zu Kopf gestiegen wäre, betont er: „Glauben Sie ja nicht, dass ich immer so wohne.“

Als leidgeprüfter Tyrion Lannister in der Fantasyserie „Game of Thrones“ wurden Sie zum Weltstar. Doch mit der schrillen Science-Fiction-Komödie „Pixels“ stellen Sie Ihr Image auf den Kopf.

Peter Dinklage: Das ist auch ganz bewusst so gewählt. Ich hasse es, mich in Schubladen sperren zu lassen oder mich und andere zu langweilen. Das Letzte, was ich jetzt machen möchte, ist wieder so etwas wie „Game of Thrones“ zu drehen – auch wenn ich viele Angebote in diese Richtung bekomme.

Das klingt fast so, als würde Sie die Arbeit an der Serie, die jetzt in die sechste Staffel geht, nicht mehr begeistern.

Das ist ein falscher Eindruck. Zum einen habe ich mit „Game of Thrones“ gar nicht so viel zu tun – nur drei Monate im Jahr. Andere Schauspieler, die zehn Monate ihre Serien drehen, würden mich hassen, wenn sie das hören. Weil ich als einziger amerikanischer Hauptdarsteller dafür eigens einfliege, ist es immer so, als würde ich alte Freunde wiedersehen. Und ich bin vor jeder Staffel ganz aufgeregt, wenn ich die neuen Drehbücher bekomme, zumal das erzählerische Niveau immer weiter steigt. Meine Begeisterung ist so groß wie am allerersten Tag.


Ihr Leinwanddebüt feierten Sie 1995 in „Living in Oblivion“, in dem Sie einen Darsteller spielen, der sich darüber beklagt, dass er als Klischeezwerg in einer Traumsequenz auftreten soll. Spiegelte das Ihre eigene Befindlichkeit wider?

Absolut. Mit dem Mann konnte ich mich wunderbar identifizieren. An diese Worte habe ich später häufig gedacht. Ich hatte mir seinerzeit geschworen, dass ich keine Feen oder Kobolde spiele, obwohl ich mir das nicht unbedingt leisten konnte. Aber ich wollte keine Rollen übernehmen, bei denen ich mich vor mir selbst geekelt hätte, sondern Rollen, bei denen ich mit einem guten Gefühl aufwache. Ich war eben immer schon ein Snob.


Ihre wählerische Haltung muss man sich aber auch leisten können.

Richtig. Deshalb habe ich einfach verschiedene Nebenjobs übernommen. Ich musste meine Rechnungen zahlen wie jeder andere auch. Wenn du in New York lebst wie ich, sind die Rechnungen eben ein bisschen höher. Ich gestehe übrigens ein, dass ich im zweiten Teil von „Die Chroniken von Narnia“ dann doch einmal einen Zwerg gespielt habe. Ich dachte mir: „Wenn ich solche Rollen die ganze Zeit miesmache, dann sollte ich zumindest einmal überprüfen, ob das wirklich so ist.“ Und es war eine angenehme Erfahrung. Abgesehen von der dicken Schicht Make-up, die ich dafür verpasst bekam.


Was genau stört Sie an Rollen für Kleinwüchsige?

So sehr ich Fantasygeschichten wie „Der Herr der Ringe“ mag, in ihnen tauchen Zwerge als Fabelwesen auf – in einer Reihe mit Elben und Orks. Aber in der Realität gibt es solche Kreaturen nicht – uns schon. Wir sind normale Menschen. Und deshalb bin ich auch George R.R. Martin so dankbar, dass er mit Tyrion Lannister eine realistische Zwergenfigur geschaffen hat. Nur solche Rollen interessieren mich.

Bei welchem Projekt konnten Sie Ihre darstellerischen Fähigkeiten bislang am besten entfalten?

Dazu zählen sicher die Theaterproduktionen wie „Onkel Wanja“, die ich mit meiner Frau, Regisseurin Erica Schmidt, gemacht habe. Sie waren mit am wichtigsten für meine künstlerische Entwicklung.

Können Sie eigentlich die Fixierung auf Ihre Person verstehen?

Absolut nicht. Denn ich bin und bleibe ein Underdog. Da draußen gibt es Leute, die Krebs heilen, die Nobelpreise gewinnen. Es ist toll, wenn ich in „Game of Thrones“ oder „Pixels“ spielen und damit den Leuten Freude bereiten kann, aber letztlich ist das eben nur Entertainment.

Steckbrief

1969
wurde Peter Dinklage in Morristown im US-Bundesstaat New Jersey geboren. Er hat Achondroplasie, eine Form des Kleinwuchses.

2011
gelang ihm der internationale Durchbruch mit der TV-Serie „Game of Thrones“. Für seine Rolle darin bekam er einen Emmy und einen Golden Globe. Dinklage ist mit der Theaterregisseurin Erica Schmidt verheiratet, sie haben eine gemeinsame Tochter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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