"Natürlich ist die Jagd auch Nervenkitzel"

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THEMENBILD: J?AeGER / NATUR / JAGD / WALDAPA/BARBARA GINDL
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Ein Jäger erzählt von der Faszination Großwildjagd. Der Schwarzmarkt ist laut Zoll hierzulande klein.

Geht's um die Jagd, hat jeder eine Meinung. Heinz D. aus Niederösterreich respektiert das. Im Gegenzug erwartet er sich auch Respekt dafür, dass sein Lebensstil in bestimmten Bereichen nicht dem öffentlich (anscheinend) erwünschten Bild entspricht. „Ich fahre leidenschaftlich gern nach Afrika auf Safari.“

Der – vermutlich nicht waidgerechte – Abschuss des bekannten Löwen Cecil in Simbabwe hat Jäger wie den 53-Jährigen selbst zum Jagdziel von NGOs, Jagdgegnern und Medien gemacht. Dabei empfindet er, der angesichts der aufgeheizten Stimmung seinen vollen Namen nicht öffentlich machen will, die Jagd auf die großen Wildtieren Afrikas als eine Art archaischen Rest im Verhalten des Menschen. „Es ist der Jagdtrieb, der beim einen mehr, beim anderen weniger ausgeprägt ist. Und natürlich ist die Jagd auch Nervenkitzel.“ Nachts im Sumpf zwischen giftigen Schlangen auf der Lauer zu liegen, das sei gerade heute immer noch etwas Besonderes. Ein Erlebnis, das man nur in Afrika so intensiv erlebe und letztendlich mit einer Trophäe, der Beute, kröne. „Wenn ich im Fernsehen sehe, wie wir in Mitteleuropa Nutztiere töten, brauche ich beim jagdlichen Erlegen von Wildtieren kein schlechtes Gewissen haben.“


Strenge Kontrollen. Damit Jäger ihre Trophäen nach Österreich bringen können, fällt bei den Behörden einiges an Arbeit an. Bei Arten wie kleinen Antilopen reichen einfache Abschusslizenzen. Bei besonders geschützten Tieren wie Löwen muss vorher um eine sogenannte CITES-Erlaubnis angesucht werden – Ausfuhrbewilligung des Jagdlandes inklusive. Neben den anfallenden Verwaltungsabgaben kostet das in bestimmten Fällen ein kleines Vermögen. Will man einen Elefanten jagen, kostet das 2015 in Mozambique 10.000 US-Dollar. Trifft man auch, werden bei einem Exemplar, dessen schwerster Stoßzahn mehr als 50 Kilogramm wiegt, weitere 57.500 Dollar fällig.

Die hohen Kosten bringen es mit sich, dass die zahlungskräftigen Großwildjäger aus Österreich (und anderen Industriestaaten) ihre Trophäen großteils korrekt deklarieren und legal einführen. Nur ganz wenige, erzählt Bernhard Herics vom Zoll des Finanzministeriums, versuchen es trotzdem. „Jährlich entdecken wir zwischen fünf und zehn illegal eingeführte Trophäen.“

Irreführend war im Zuge der öffentlichen Cecil-Aufregung die Darstellung der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Demnach sei die legale Einfuhr von 65 Löwentrophäen nach Österreich (2010–2014) im Vergleich überproportional hoch. Tatsache ist jedoch, dass viele Ausländer ihre Tiere über Österreich in die EU bringen, weil hier einige international gefragte Tierpräparatoren tätig sind.

Dabei haben bei der Jagd auf die großen Tiere Afrikas nicht selten die Einheimischen – wenn auch aus anderen Gründen – die gleichen Interessen wie die Jäger. In Mozambique bekam Heinz D. aus der Bevölkerung am Sambesi einst den Auftrag, einen sogenannten Schadelefanten, der ihre Gärten zerstörte, zu erlegen. Es blieb jedoch beim Auftrag. D.: „Der Elefant hat das anscheinend geahnt – und war einfach nicht aufzuspüren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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