Der Intendant der Amsterdamer Oper machte sich in den 80er Jahren einen Namen. In Salzburg inszenierte er die Zauberflöte - und war Teil des Dreiervorschlags der Findungskommission.
Mit seiner "Zauberflöte" hat sich der libanesische Regisseur und Opernintendant Pierre Audi dem Salzburger Publikum vorgestellt. Seit 20 Jahren heißt seine Wirkungsstätte Amsterdam, wo sein Vertrag als Intendant der Oper noch vier Jahre läuft. In Interviews hat er allerdings immer wieder anklingen lassen, dass Amsterdam bald verlassen möchte. Als Opern-Innovator machte sich Audi im England der 80er Jahre schnell einen Namen. In Amsterdam verwandelte er anfängliche Skepsis in die höchsten Weihen. "Es ist wohl mein Schicksal, der Ausländer zu sein, der von einem Ort adoptiert wird und dabei dessen internationales Gewissen wird", sagte Audi kürzlich in einem Interview.
Pierre Audi wurde 1957 in Beirut geboren. In Paris und Oxford studierte er Geschichte, und entdeckte in seinem letzten Jahr an der Universität seine Leidenschaft für die Regie, als er Shakespeare inszenierte. 1979 gründete er in London Islington das Almeida Theatre mit dem Festival für zeitgenössischer Musik, das er bis 1989 leitete und zu einem Ort der Innovation und internationalen Ausrichtung machte. 1988 wurde er als Künstlerischer Direktor an die Amsterdamer Oper berufen - obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nie ein traditionelles Opernhaus geführt hatte.
Dem gerade erst 30-Jährigen, der kein Wort Holländisch sprach, wurde in Amsterdam anfangs viel Skepsis entgegengebracht, das Haus selbst hatte mit geringen Besucherzahlen und einem hohen finanziellen Defizit zu kämpfen. Audi setzte zunächst auf Barock-Oper, selten gespielte moderne Werke und Zeitgenössisches und feierte Erfolge, etwa mit seinem Monteverdi-Zyklus, mit dem er auch in New York, beim Sydney Festival und in Los Angeles gastierte. Seit 2004 ist Audi auch künstlerischer Leiter des Holland Festivals. An Amsterdam schätzt er die Möglichkeiten für Innovation: "Es gibt keine wirkliche Opern-Tradition. Dadurch kann man in Amsterdam Dinge tun, die sonst nirgends möglich wären."
Zahlreiche Engagements als Gastregisseur führten ihn an verschiedene Europäische Opernhäuser, z.B. die Opera de la Bastille (Halevys "La Juive") oder die Bayerische Staatsoper (Henzes "Venus und Adonis" und Händels "Tamerlano"). Erst im Februar hatte am Theater an der Wien Audis gefeierte "Partenope" Premiere. In Salzburg wurde seine "Zauberflöte" (gemeinsam mit Riccardo Muti) aus 2006 von Jürgen Flimm so beliebt, dass er sie im vergangenen Festspielsommer gleich wieder ins Programm aufnahm.
Für seine Arbeit als Intendant und Förderer zeitgenössischen Musiklebens wurde Audi vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Leslie Boosey Award, dem BMW Muziektheatre Prize oder dem Preis der holländischen Theaterkritik. Im Jahr 2000 wurde er von der niederländischen Königin in den Orden vom Niederländischen Löwen aufgenommen, 2001 wurde er vom französischen Präsidenten zum Chevalier de la Légion d'Honneur ernennt und erhielt den Prins Bernhard Cultuurfonds Theatreprijs.
(APA/Red.)