Salzburg: Der tiefe Fall und seine Gründe

FUSSBALL: EUROPA LEAGUE-PLAY-OFF-HINSPIEL / DINAMO MINSK - RED BULL SALZBURG
FUSSBALL: EUROPA LEAGUE-PLAY-OFF-HINSPIEL / DINAMO MINSK - RED BULL SALZBURGAPA/HELMUT FOHRINGER
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Mit dem 0:2 bei Dinamo Minsk erreichte Meister Salzburg einen neuen Tiefpunkt. Das Team ist ein Beispiel von Harmlosigkeit, Spieler wie Trainer wirken desorientiert und ratlos.

Brest/Wien. Der Abend des 27. Februar 2014, Schauplatz Wals-Siezenheim: Salzburg entzaubert zum zweiten Mal innerhalb von nur einer Woche Ajax Amsterdam, der niederländische Rekordmeister wird mit einem Gesamtscore von 6:1 aus der Europa League geworfen. Das Salzburger Spiel ist zu dieser Zeit ein Hochgenuss, dirigiert vom Deutschen Roger Schmidt praktiziert die Mannschaft um Sadio Mane, Kevin Kampl, Jonatan Soriano und Alan Hochgeschwindigkeitsfußball, der europaweit für Aufsehen sorgt.

18 Monate später ist von der Salzburger Herrlichkeit rein gar nichts mehr übrig. Nachdem der Verein zum achten Mal in der Qualifikation zur Champions League gescheitert ist, soll die praktisch alljährliche Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase Trost spenden. Eben diese aber droht man nach einer 0:2-Hinspielniederlage im Play-off bei Dinamo Minsk erstmals seit 2012 (Aus gegen Düdelingen) zu verpassen.

Der amtierende Meister ist in dieser Saison nur ein Schatten seiner selbst. War unter Schmidt und dessen Nachfolger Adi Hütter – bei ihm schon mit einigen Abstrichen – noch eine klare Spielphilosophie inklusive Pressing erkennbar, so wirkt das seit Sommer vom Deutschen Peter Zeidler betreute Team überfordert, ja planlos. Ballbesitz, von dem Salzburg gegen Minsk ausreichend hatte, schießt noch keine Tore. Es fehlt an Kreativität, Durchschlagskraft, auch an Typen, an denen sich eine Mannschaft in Krisenzeiten aufrichten kann.

Der Mangel an Qualität

Es ist erstaunlich und erschreckend, in welch überschaubarem Zeitraum aus einer funktionierenden Einheit eine Gruppe aus ängstlichen Einzelkämpfern geworden ist. Freilich trifft die Schuld nicht allein Spieler und Trainer, auch die Vereinsverantwortlichen in den oberen Reihen haben versagt. Die vor Saisonbeginn vorangetriebene Verjüngungskur brachte nicht den gewünschten Erfolg, Abgänge wie jene von Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker wurden nicht adäquat ersetzt. Die Einkaufspolitik muss ohnehin hinterfragt werden, wenn man etwa die bisherigen Leistungen von Innenverteidiger Paulo Miranda, 27, beleuchtet. Vor Saisonbeginn meinte Christoph Freund, sportlicher Leiter, über den 2,7 Millionen Euro teuren Brasilianer: „Paulo ist genau der Spielertyp, nach dem wir gesucht haben und ein wichtiger Baustein für unsere Defensive. Wir haben uns lang mit ihm beschäftigt.“ Was hat Salzburg in ihm gesehen?

Bei aller Kritik darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Klub in der laufenden Spielzeit von argem Verletzungspech begleitet wird. Gegen Minsk fielen neben Abwehrchef Martin Hinteregger mit Soriano, Omer Damari, Marco Djuricin und Harvard Nielsen gleich vier Mittelstürmer aus. Und so kam es, dass in der 59. Minute ein 18-Jähriger (David Atanga) für einen 17-Jährigen (Dimitri Oberlin) eingewechselt wurde – etwas mehr Routine hätte nicht geschadet...

Peter Zeidler ist nach nur wenigen Wochen im Amt angezählt, vor dem Rückspiel am Donnerstag (20.25 Uhr, live in ORF 1) bleibt ihm nur noch die Flucht in Durchhalteparolen: „Es ist noch nicht vorbei.“

Schwarze Woche für ÖFB-Klubs

Nach der Niederlage von Rapid in der Champions-League-Qualifikation (0:1 gegen Schachtar Donezk) und jener von Salzburg blieb auch der dritte verbliebene Europacup-Vertreter Altach tor- und erfolglos.

Die Vorarlberger unterlagen im Europa-League-Play-off in Innsbruck Belenenses Lissabon mit 0:1. Altachs Trainer Damir Canadi übte sich dennoch in Zuversicht: „Ich bin überzeugt, dass wir den Aufstieg noch schaffen können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2015)

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