Dieselskandal: Von legalen und illegalen Tricks

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Die Verbrauchs- und Schadstoffangaben von Autoherstellern liegen fern jeder Realität. Zum Teil durchaus unter Duldung der Behörde.

Dass die Werte, die Autohersteller für den Verbrauch und die Schadstoffemissionen ihrer Autos angeben, fern der Realität liegen, ist kein Geheimnis. Sie tun dies jedoch mit gesetzlicher Deckung und Wissen der zuständigen Stellen.

So wird der Normverbrauch, der beim Verkauf eines Autos angegeben werden muss, unter Zuhilfenahme verschiedener "Tricks" erreicht, die allerdings legal sind. Der Druck in den eigens für schadstoffarmes Vorankommen entwickelten Reifen wird erhöht, das Auto fährt mit fast leeren Tanks, jeglicher Ballast wird entfernt. Die Batterien werden während des etwa 20 Minuten dauernden  Messzyklus nicht nachgeladen. Die Spur und der Sturz der Räder werden verändert. Alles Umstände, die im Alltag undenkbar sind. Die Motorsteuerung wird angepasst und das Schleifen von Bremsen wird ausgeschaltet. Das ganze Auto wird sogar angewärmt, um einen schadstoffreichen Kaltstart zu vermeiden. Was ist also passiert, dass die Tests von VW trotzdem illegal sind?

Testsituation erkannt

Laut verschiedenen Medienberichten könnte VW die Motorsteuerung dahingehend manipuliert haben, dass diese erkennt, wenn sich das Auto in einer Testsituation  befindet. Die Motorsteuerung verarbeitet eine große Menge von Daten, angefangen von Messwerten des Motors selbst bis hin zu gemessenen Fliehkräften oder Umdrehungszahlen der Räder. Letzteres ist für Systeme wie ABS oder ESP unerlässlich.

Steht ein Auto nun auf einem Teststand, auf dem sich nur die angetriebenen Räder auf Messwalzen drehen, erkennt die Computersteuerung im Auto das. Es drehen sich in der Regel nur die Räder einer Achse, ebenso fehlen Fliehkräfte oder sonstige Parameter, die im Straßenverkehr entstehen. Es würde also reichen, die Programmierung eines Bordcomputers so vorzunehmen, dass im Falle des Fehlens einiger Parameter eine Motoreinstellung zur Anwendung kommt, die das Aggregat besonders schadstoffarm betreibt.

Im normalen Straßenverkehr kommt dann wieder die schadstoffreichere aber auch leistungsstärkere Einstellung zur Anwendung.

Eine dahingehende Programmierung ist deswegen schwer zu erkennen, weil der Programmcode von Autos als Kerntechnologie gilt und daher nicht weitergegeben wird. Zusätzlich ist der Code verschlüsselt.

"Optimierungen" kein neues Phänomen

Sobald Software im Spiel ist, versuchen Unternehmen Testergebnisse zu schönen. Was bei Autos Abgastests sind, sind bei Smartphones und Tablets sogenannte Benchmark-Apps. Bei diesen Tests werden Grafik- und Prozessorleistungen getestet und in direkten Vergleich mit Geräten der Konkurrenz gesetzt.

Dass Kunden sich vermehrt auch vor dem Kauf eines neuen Geräts über Benchmark-Ergebnisse informiert haben, war auch den Herstellern schnell bewusst. 2013 wurde dann aufgedeckt, dass Samsung mit dem im System integrierten Code "Benchmark-Booster" nachgeholfen hat, um die Benchmark-Ergebnisse zu optimieren. Doch die Südkoreaner waren nicht die einzigen. Auch Huawei und HTC haben nachgeholfen.

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