EM-Qualifikation und Gruppensieg als Stimulus für noch höhere Ziele.
Wahlen und Fußball-spiele haben zumeist eines gemein: Nach dem Finale gibt es unterschiedliche Interpretationen über wahre Sieger, deren Stärken. Im Fußball gelingt nur die Evaluation weitaus schneller – alle zwei Jahre findet alternierend eine Endrunde, ob WM oder EM, statt.
Das Fußballteam hat einen vor Qualifikationsstart für illusorisch geglaubten Höhenflug geschafft. Es gewann Partien, die früher glatt verloren wurden. Angst vor Namen, Gegnern oder Rückständen ist verschwunden, Österreich versteckt sich nicht mehr. Junuzović, Alaba und Co. gestalten ihre Spiele, und ihre Ausbeute ist ansehnlich: Gruppensieger mit Rekorden, auf dem Sprung in die Top Ten der Fußballwelt, restlos ausverkaufte Heimspiele und in Topf zwei der EM-Auslosung am 12. Dezember in Paris.
Diese Errungenschaften sind wunderbar, sie dürfen nur nicht die übliche Zufriedenheit mit dem Erreichten wecken, sondern müssen Antrieb für weitere Ziele bleiben. Österreichs Fußball hat das Siegen erst gelernt, jetzt gilt es zu zeigen, dass man mit diesem Fortschritt auch etwas anfangen kann.
Die Euro 2016 wird richtungsweisend für Verband, Teamchef und Spieler, Österreichs Fußball steht auf dem Prüfstand. Die Mannschaft wird sich in Frankreich nicht unter Wert verkaufen wie bei der WM 1998. Dafür ist die aktuelle Spielergeneration zu professionell, dafür ist Marcel Koller zu erfolgsorientiert. Für sie war diese Qualifikation in Wahrheit erst der Anfang . . .
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)