"Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle", soll der Täter gerufen haben, nachdem er Henriette Reker an einem Informationsstand attackiert hatte.
Die parteilose Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl in Köln, Henriette Reker, ist bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Am Samstag früh sei ein Mann auf einem Wochenmarkt an einem Informationsstand der CDU mit einem Messer auf Reker und vier weitere Menschen losgegangen, sagte ein Polizeisprecher in Köln der Nachrichtenagentur AFP. Die für Sonntag geplante Wahl wird trotz der Attacke stattfinden.
Reker und ein weiterer Mensch seien schwer verletzt worden. Die Oberbürgermeisterkandidatin wird operiert. auch die anderen drei Angegriffenen befänden sich in ärztlicher Behandlung. Die Politikerin sei nach dem Vorfall ansprechbar gewesen. "Lebensgefahr besteht meinen Informationen nicht", sagte eine Polizeisprecherin am Vormittag. Das bestätigte Rekers Team auch auf Twitter.
Bei dem Angreifer handelt es sich laut dem Polizeisprecher um einen 44 Jahre alten Mann, der umgehend festgenommen wurde. Die Tat ereignete sich im westlichen Stadtteil Braunsfeld. Zum Hintergrund des Angriffs gab es zunächst keine Informationen. Nach Darstellung des "Kölner Stadt-Anzeigers" wurde Reker von einer 20 Zentimeter langen Klinge am Hals getroffen und an der Luftröhre verletzt. Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs im Stadtteil Braunsfeld war, sagte der "Rheinischen Post" hingegen, der Angreifer habe Reker mit einem Messer in den Bauch gestochen. Vor dem Angriff habe der Mann gerufen: "Ich rette Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten." Nach der Attacke sei er dann ganz ruhig stehengeblieben und habe gesagt: "Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle."
Landesweite Bestürzung
Justizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die Messerattacke als "unfassbare, abscheuliche Tat". "Gedanken sind bei den Verletzten", schrieb der Minister im Kurznachrichtendienst Twitter. Rekers SPD-Gegenkandidat bei der für Sonntag angesetzten Kölner OB-Wahl, Jochen Ott, teilte am Samstagvormittag mit, er werde "ab sofort" seinen Wahlkampf unterbrechen, bis er weitere Informationen über Rekers Gesundheitszustand habe. "Gerade erfahre ich vom Attentat auf meine Mitbewerberin Henriette Reker", schrieb Ott im sozialen Netzwerk Facebook . "Ich bin zutiefst bestürzt und drücke ihr von Herzen die Daumen."
Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) reagierte schockiert auf das Attentat. "Das ist ein Angriff auf uns alle", teilte Kraft am Samstag auf Twitter mit. "Hoffe und bange mit den Verletzten."
Reker, derzeit Sozialdezernentin (in etwa vergleichbar mit einer Stadträtin) in Köln, ist eine der aussichtsreichen Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag. Die parteilose Politikerin wird von Grünen, CDU und FDP unterstützt. Neben Reker werden auch Ott Chancen auf die Nachfolge des scheidenden Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters (SPD) attestiert. Insgesamt treten am Sonntag sieben Kandidaten an. Die ursprünglich für den 13. September geplante Wahl war wegen fehlerhafter Stimmzettel um fünf Wochen verschoben worden.
(APA/AFP/dpa)