Die bei einer Messer-Attacke schwer verletzte parteilose Politikerin Henriette Reker erreicht in Köln die nötige absolute Mehrheit.
Köln. Eine Notoperation hatte am Samstag ihr Leben gerettet, nachdem sie auf einem Wochenmarkt Opfer eines gezielten Messer-Attentats geworden war. Einen Tag später gewann die parteilose Politikerin Henriette Reker die Kölner Oberbürgermeister-Wahl. Auf die 58-Jährige entfielen nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmbezirke rund 52 Prozent der Stimmen. Damit hat sie bereits im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit erreicht.
Unterdessen wurde der 44-jährige Attentäter dem Haftrichter vorgeführt. Der arbeitslose Maler und Lackierer sei „voll schuldfähig“, hieß es aus Polizeikreisen. Der Mann hatte offenbar Kontakte in die rechtsextreme Szene: Laut Spiegel Online hatte er sich in den 1990er-Jahren der rechtsradikalen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei angeschlossen. Als Tatmotiv gab er bei seiner Vernehmung an: „Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Ich schütze euch alle.“ Reker hatte sich mit ihrem Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für Flüchtlingshilfen einen Namen gemacht. Bei dem versuchten Mordanschlag war sie am Hals schwer verletzt worden.
Nach der Attacke wächst die Furcht vor weiteren Gewalttaten. Mehrere Politiker erhoben massive Vorwürfe gegen die islamkritische Pegida, den Boden für ausländerfeindliche Angriffe zu bereiten. „Pegida senkt die Hemmschwellen dafür, dass aus Worten Taten werden“, sagte Justizminister Heiko Maas. „Das sind doch längst keine besorgten Bürger mehr, die da jetzt Galgen und Hitlerfratzen hinterherlaufen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2015)