Die vielen Visionen des Frank Stronach

(c) Reuters (Fabrizio Bensch)
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Magna-Chef Frank Stronach ist zweifellos wirtschaftlich erfolgreich. Viele seiner Ideen im Sport- und Entertainmentbereich sind dies aber nicht. Mehrere Projekte, die er in Wien und Niederösterreich geplant hatte, sind abgesagt oder auf die lange Bank geschoben worden.

Im Norden Wiens, im Opelwerk in Aspern, herrscht vorsichtiger Optimismus. Der Einstieg des Magna-Konzerns bei Opel gibt den rund 1600 Mitarbeitern neue Hoffnung, dass das Werk und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Dank gilt Frank Stronach, dem in Kanada reich gewordenen, aus Österreich stammenden Magna-Chef.

Im Süden der Stadt, im Gebiet um Rothneusiedl, sieht man die Person Stronach etwas kritischer. Denn dort will sich der Magna-Chef und früher glühende Austria-Wien-Fan mit einem Großprojekt verewigen: Ein riesiges Einkaufszentrum mit angeschlossener Spielstätte für die Violetten, die derzeit in ihrem Horr-Stadion ja nur beschränkte Platzverhältnisse vorfinden.

Bürgermeister Michael Häupl, selbst überzeugter Austria-Fan, war Feuer und Flamme und erklärte die Causa zur Chefsache. Die Region wurde als Stadtentwicklungsgebiet forciert, ebenso die Verlängerung der U-Bahn (U1) bis Rothneusiedl. Doch dann kamen die Rückschläge: Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, die sich massiv gegen die geplanten Projekte stellte; die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern zogen sich in die Länge und man kam vor allem preislich auf keinen gemeinsamen Nenner.

Und dann erkaltete auch noch die Beziehung Stronachs zur Austria – und vice versa. Zwar pumpte der kanadisch-österreichische Fußballmäzen ab 1998 zehn Jahre lang Geld in die Wiener Austria, mit 150 Millionen Euro eine ganz erkleckliche Summe. Doch im Sommer vorigen Jahres war der Bruch perfekt und Stronach widmet seither seine Gunst dem SC Wiener Neustadt, der nun den Beinamen Magna trägt. Und dort will Magna auch Geld für eine Fußballarena hineinstecken. „Das Stadion wird sobald wie möglich kommen“, sagte Stronach vor wenigen Wochen, als er bei einem Cupspiel seines Vereins – pikanterweise gegen Austria Wien – in Österreich weilte.

Das Stronach-Projekt Rothneusiedl dürfte damit so gut wie tot sein. Das glauben Planungsexperten sowie Oppositionspolitiker – und selbst im Rathaus ist man schon dieser Meinung. Inoffiziell natürlich, denn offiziell hat Stronach eine bis 2015 laufende Option, sein Projekt umzusetzen. Und diese Option wird er auch so schnell nicht aufgeben. „Es besteht nach wie vor Interesse am Gesamtprojekt Rothneusiedl“ heißt es kryptisch bei Magna.

Die betroffenen Grundeigentümer sind verwirrt. Keine Gespräche mit der Stadt, keine Gespräche mit Magna. „Es herrscht seit Monaten Funkstille“, erzählt Rudolf Wieselthaler, Landwirt aus Rothneusiedl. Und Rudolf Hascha, der auf dem gleichnamigen Hof Biogemüse zum Selbsternten anbietet, kümmert das Hin und Her Stronachs wenig. „Ich mache hier meinen Job“, sagt er und zeigt auf seine Erntemaschinen, die er gerade wartet.

Sollte Stronach offiziell aus dem Projekt aussteigen, will aber die Wiener Stadtregierung Rothneusiedl selber entwickeln – sehr zum Ärger vieler Stadtplaner und Anrainer, die sich fragen, warum Wien unbedingt an der Peripherie riesige neue Wohnbauten „auf die grüne Wiese“ stellen will, während es in Stadt-näheren Bereichen zahlreiche Möglichkeiten gäbe.

Ein paar Dutzend Kilometer südlich von Rothneusiedl, in NÖ, sind Stronachs Pläne auch nur teilweise aufgegangen. So wurde seine erste große Vision, in Ebreichsdorf eine Erlebniskugel von 140 Metern Höhe zu errichten, vor zehn Jahren nach massiven Protesten ad acta gelegt. Vor wenigen Monaten ließ er mit Plänen für einen riesigen Freizeitpark im Ebreichsdorfer Moor aufhorchen. Die liegen – so wie Rothneusiedl – auf Eis.


Aber auch die Pferderennbahn, das Magna Racino in Ebreichsdorf, ist nicht gerade von Erfolg gekrönt. 2007 gab es Meldungen, dass die Rennbahn wegen mangelnden Publikumsinteresses eingestellt werden soll. Magna gab dem Reitcenter aber eine zweite Chance. Wie es mittelfristig weitergeht, ist aber offen. Zwar ist vorerst einmal bis Herbst der Reitbetrieb (Galopprennen) gesichert, das Entertainmentcenter im Magna Racino, also der Showbereich, wird allerdings für das nächste halbe Jahr geschlossen.

Zurück nach Wien: Ende 2006 präsentierten Magna-Co-Chef Siegfried Wolf und Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer die Pläne für ein gemeinsames Medizinforschungszentrum auf dem AKH-Gelände oder in dessen Nähe. Geplante Eröffnung: 2009. Seither herrscht Funkstille. Keine Berichte, keine Infos über die geplante „Stronach-Klinik“. Ist die Idee damit tot? Nein, heißt es bei Magna. Das Projekt sei auf Schiene. Lediglich der Zeitplan sei „leicht nach hinten verschoben“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2009)

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