Für Wadim Selitschenok, Präsident des russischen Leichtathletikverbandes, wollte die IAAF mit der Strafe von eigenen Problemen ablenken.
Der wegen massiver Dopingvorwürfe derzeit gesperrte Leichtathletik-Verband Russlands (ARAF) glaubt, dass die Sanktionen der IAAF auch zur Ablenkung von eigenen Fehlern beschlossen worden sind. ARAF-Präsident Wadim Selitschenok äußerte sich am Sonntag gegenüber der staatlichen Agentur R-Sport dementsprechend und verwies auf den noch nicht veröffentlichten Teil des Berichtes der WADA-Kommission.
"Wir nehmen an, dass die Veröffentlichung des zweiten Teils des WADA-Berichtes einen schweren Schlag für die IAAF bedeuten wird. Das erklärt zum Teil die derart harte Entscheidung, die den russischen Leichtathletik-Verband betrifft. Es war beabsichtigt, von ihnen selbst abzulenken", mutmaßte Selitschenok, dessen Verband am Freitag vom Vorstand der Weltleichtathletik-Föderation (IAAF) vorläufig von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen worden ist.
Die Kommission der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) hatte am 9. November schockierende Details über weitverbreitetes, teils staatlich geduldetes Doping in Russland veröffentlicht. Ihre Erkenntnisse zum mutmaßlich ebenfalls mitverwickelten Leichtathletik-Verband (IAAF) hatte sie mit dem Verweis auf laufende Ermittlungen von internationalen Justizbehörden aber noch zurückgehalten. Ex-IAAF Chef Lamine Diack wird in Frankreich Korruption vorgeworfen. Er und andere IAAF-Funktionäre sollen gegen Geldleistungen positive Doping-Fälle von russischen Athleten vertuscht haben.
Auch Russlands Sportminister Witali Mutko vermutet in der Bestrafung seines Landes einen Ablenkungsversuch. "Russland ist nicht das Hauptproblem in der Welt-Leichtathletik. Ja, es gibt Probleme, das bestreiten wir nicht, aber die russischen Probleme haben nicht in Russland angefangen. Die Leute haben nach den Regeln gespielt, die weltweit gelten", wurde Mutko von R-Sport zitiert.
(APA/dpa)