Arbeitslosigkeit im Dezember um 6,1 Prozent höher als 2014

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Mehr als 475.000 Menschen waren im Dezember in Österreich ohne Job. Die Arbeitslosenquote ist damit auf 10,6 Prozent gestiegen. Die stärkste Zunahme war bei Ausländern.

Ende Dezember waren in Österreich 475.435 Menschen ohne Arbeit, das sind um 4,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das gab das Sozialministerium am Montag bekannt. Die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahreswert um 6,1 Prozent auf 417.514 gestiegen, 57.921 Menschen waren in Schulungen des AMS (-6,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 10,6 Prozent.

Man könne "noch immer nicht von einer grundsätzlichen Trendwende am Arbeitsmarkt sprechen", kommentierte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) die jüngsten Arbeitsmarktdaten. Auch 2016 werden ein "schwieriges Jahr" werden. Allerdings steige die Arbeitslosigkeit nicht mehr so stark, während die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent "deutlich" zugenommen habe. Im Jahresdurchschnitt waren 3,5 Millionen Arbeitnehmer beschäftigt.

Als Ursachen für die weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktlage macht Hundstorfer vor allem das schwache internationale Wirtschaftswachstum und viele zusätzlich in den Arbeitsmarkt eintretende Personen - vor allem Frauen und Zuwanderer - aus. Außerdem sei das Pensionszugangsalter gestiegen.

Stark betroffen: Ausländer und Ältere

Nach Eurostat-Berechnungsmethode betrug Österreichs Arbeitslosenquote im Oktober - das ist der aktuellste von Eurostat verfügbare Werkt - 5,6 Prozent. Österreich rangiert damit hinter Deutschland (4,5 Prozent), Tschechien, Malta und Großbritannien, liegt aber noch immer im Spitzenfeld. Auch die Anzahl der offenen Stellen ist in allen Bundesländern gestiegen - österreichweit um ein Drittel auf insgesamt knapp 29.500.

Arbeitslose in Österreich im Dezember
Arbeitslose in Österreich im DezemberAPA

Am stärksten zugenommen hat die Arbeitslosigkeit bei Ausländern (+12,6 Prozent), mehr als ein Viertel aller Arbeitslosen gehört dieser Gruppe an. Stark betroffen waren auch Arbeitnehmer ab 50 Jahren (+9,9 Prozent) und behinderte Menschen (+9,3 Prozent), und Frauen mit +7,6 Prozent stärker als Männer (+5,2 Prozent).

Leichter Rückgang bei Jugendlichen

Einen leichten Rückgang (-1,1 Prozent) gab es lediglich bei Jugendlichen unter 24. Die Anzahl der Lehrstellensuchenden ist um 3,4 Prozent auf knapp 6.600 gestiegen. Der Anstieg entfällt fast zur Gänze auf Wien und die Steiermark. Dem standen insgesamt fast 2.600 offene Lehrstellen gegenüber (-0,7 Prozent).

Auffallend ist auch, dass Arbeitslose deutlich länger brauchen, um einen neuen Job zu finden - durchschnittlich 103 Tage, also um 13 Tage länger als vor einem Jahr. Mehr als 52.700 Leute waren länger als ein Jahr auf Jobsuche, um rund 33.500 mehr als vor einem Jahr.

Im Gesundheitswesen besonders viele Arbeitslose

Nach Branchen betrachtet haben die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen (+9,0 Prozent), im Tourismus (+7,4 Prozent) und im Handel (+5,6 Prozent) am meisten gelitten. Am Bau fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit +1,9 Prozent relativ moderat aus. "Hier dürfte allerdings auch der bis zum Jahresende ausnehmend milde Winter zu dieser Entwicklung beigetragen haben", sagte Hundstorfer laut Aussendung.

Dass die Arbeitslosigkeit im Dezember so deutlich zugenommen hat, lag vor allem an Wien, wo der Anstieg mit +12,5 Prozent doppelt so hoch war wie im Bundesdurchschnitt.

(APA)

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