VW-Chef entschuldigt sich in den USA für Abgasaffäre

Volkswagen CEO Muller speaks at their media reception during the North American International Auto Show in Detroit
Volkswagen CEO Muller speaks at their media reception during the North American International Auto Show in DetroitREUTERS
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Matthias Müller bat "um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist". Die USA sollen weiterhin ein Kernmarkt bleiben.

Volkswagen-Chef Matthias Müller hat sich bei seinem ersten offiziellen US-Besuch für die Abgasaffäre entschuldigt und zugleich das Engagement des Konzerns auf dem nordamerikanischen Markt bekräftigt. "Wir wissen, dass wir unsere Kunden, die zuständigen staatlichen Stellen und die allgemeine Öffentlichkeit hier in den USA sehr enttäuscht haben", sagte Müller am Sonntagabend in Detroit. Der VW-Chef bat "um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist" und erklärte: "Unser ganzer Einsatz zielt jetzt darauf ab, die Dinge in Ordnung zu bringen." Bei der Lösung der Krise stehe das Unternehmen mit den US-Behörden im Dialog. Einzelheiten zum Stand der Gespräche mit der Umweltbehörde EPA über einen Rückrufplan nannte er nicht.

"USA bleiben Kernmarkt"

Die Vereinigten Staaten "sind und bleiben ein Kernmarkt" für das Unternehmen, betonte Müller. Volkswagen plant eine Großinvestition von 900 Millionen Dollar (823 Millionen Euro) am Standort Chattanooga für den Bau eines neuen Sportgeländewagens. Dies werde etwa 2000 Arbeitsplätze schaffen, sagte Müller am Vorabend der Detroiter Automesse. Die Produktion des neuen SUV werde Ende dieses Jahres beginnen.

Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests einen niedrigeren Stickoxidausstoß anzeigt als auf der Straße. Vergangenen Montag hatte das US-Justizministerium im Auftrag der EPA Klage gegen den Konzern eingereicht, dem eine Milliardenstrafe droht.

Volkswagen wird in der Klageschrift die Manipulation von Abgaswerten bei 600.000 in den USA verkauften Autos der Marken VW, Audi und Porsche sowie der Verstoß gegen ein Gesetz zur Luftreinhaltung vorgeworfen. Außerdem wird dem Unternehmen zur Last gelegt, die US-Behörden bei der Aufklärung behindert und sogar gezielt in die Irre geführt zu haben.

Auch Treffen mit Politikern geplant

Müller, der nach Bekanntwerden des Skandals das Ruder bei VW übernommen hatte, trifft sich auf seiner US-Reise auch mit Vertretern von Politik und Regulierungsbehörden in Washington. Das genaue Programm ist nicht bekannt. Am Mittwoch will Müller aber mit der EPA-Chefin Gina McCarthy zusammenkommen.

Die Zustimmung der EPA und der kalifornischen Umweltbehörde Carb zu den Umrüstungsplänen von Volkswagen für die beanstandeten Dieselautos steht noch aus. In den kommenden Tagen soll über den Rückrufplan für die betroffenen Zwei-Liter-Motoren entschieden werden, den VW im November eingereicht hatte. Anfang Februar muss der Konzern dann einen Rückrufplan für die Drei-Liter-Motoren vorlegen.

Rückkauf von 100.000 Autos angeboten?

Aus gut informierten Kreisen verlautete, dass Volkswagen den US-Behörden den Rückkauf von gut 100.000 betroffenen Dieselautos angeboten habe. Der Konzern erwäge auch die Möglichkeit, die Autos einiger Kunden gegen Neuwagen einzutauschen. Für den Rest der betroffenen Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten wird angesichts der strengen US-Abgasnormen eine aufwändige Umrüstung erwartet. Weder Volkswagen noch die EPA wollten sich auf Nachfrage dazu äußern.

Einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge entwickelten VW-Ingenieure in den vergangenen Monaten einen neuen Katalysator, mit dem bei 430.000 betroffenen Autos die geforderten Grenzwerte erreicht werden können. Die EPA müsse die Technik aber erst noch genehmigen, ehe der Konzern die Serienproduktion starten könne.

(APA/AFP)

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