Sturz von Lukas Müller überschattet WM-Vorfreude

APA/BARBARA GINDL
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Der 23-Jährige wird derzeit in der Uniklinik Graz behandelt. Bei der schweren Wirbelsäulenverletzung die er sich zugezogen hat, lassen sich die Folgen laut den behandelnden Ärzten noch nicht absehen.

Das "Einfliegen" der Vorspringer für die Skiflug-Weltmeisterschaften auf dem Kulm bei Bad Mitterndorf/Tauplitz ist am Mittwoch von einem schweren Sturz des Kärntners Lukas Müller überschattet worden. Der 23-Jährige kam nach der Landung bei rund 120 m wegen eines Materialproblems zu Fall und zog sich eine schwere Wirbelverletzung zu.

Müller habe zunächst seine Beine nicht gespürt, die Symptomatik habe sich aber während der Erstversorgung gebessert, berichtete Notarzt Ulf Karner. Die ersten Nachrichten aus der Uniklinik Graz klangen aber besorgniserregend. "Es ist doch eine sehr schwere Wirbelsäulenverletzung mit noch nicht vorhersehbaren Folgen", sagte Karner in Bad Mitterndorf. Müller wurde am Mittwochabend an der unteren Halswirbelsäule operiert.

Balance verloren

Der frühere Junioren-Weltmeister, der keinem ÖSV-Kader mehr angehört und im Stützpunkt Salzburg trainiert, hatte laut Rennleiter Harald Haim aus einer guten Flugposition in der Luft plötzlich die Balance verloren. Der linke Ski drückte zum Körper, leitete damit eine Rotation ein und führte zum Sturz bei rund 120 m. "Aufnahmen deuten darauf hin, dass sich die über den Rist führende Schuhschnalle wegen des Drucks geöffnet hat", erklärte Haim.

Müller wurde an der Schanze notärztlich versorgt: Der Helikopter, der ihn nach Graz fliegen sollte, kam wegen Nebels nur bis Wald am Schoberpass, von da erfolgte der Weitertransport mit einem Rettungsauto.

Folgenschwere Stürze

Mit diesem Sturz wurden Erinnerungen an schreckliche Unfälle von Skispringern in Österreich in den vergangenen zwei Jahren wach. 2014 war Thomas Morgenstern auf der "alten" Kulm-Schanze im Training schwer gestürzt. Der dreifache Olympiasieger schlug aus großer Höhe auf dem Aufsprunghügel auf und zog sich eine schwere Schädelverletzung mit Gehirnblutung sowie eine Lungenquetschung zu. Doch Morgenstern hatte Glück, schon drei Wochen später gab er sein Comeback auf der Schanze.

Der US-Amerikaner Nick Fairall ist hingegen nach einem Sturz in Bischofshofen Anfang Jänner an den Beinen gelähmt. Vor wenigen Tagen kehrte der 26-Jährige zum Tournee-Finale dorthin zurück und berichtete über seinen harten Einsatz in der Rehabilitation und seine Hoffnung, wieder gehen und sogar springen zu können.

ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin hatte auf der Anreise vom Unfall seines früheren Schützlings Müller erfahren. "Der Schock sitzt tief, da ist es schwierig, den Fokus auf den Sport zu richten", erklärte der Kärntner. "Wenn jemand stürzt, dann gibt es leider schwere Verletzungen. Das macht einen als Trainer nachdenklich", betonte Kuttin.

Bezüglich Sicherheit müsse man sich für die Zukunft etwas überlegen, "doch der Sport geht weiter", sagte Kuttin. Er sei in Gedanken bei Müller und hoffe, dass alles gut ausgehe. "Aber wir müssen uns nun vom Kopf her zu hundert Prozent konzentrieren."

(APA)

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