Polen: Regierung beschneidet Unabhängigkeit der Justiz

Justizminister Zibgniew Ziobro
Justizminister Zibgniew Ziobroimago/newspix
  • Drucken

Die Staatsanwaltschaft wird dem Justizministerium unterstellt, dessen Ressortchef übernimmt die Funktion des Generalstaatsanwalts.

Die nationalkonservative polnische Regierung hat eine weitere umstrittene Justizreform durchs Parlament gebracht: Die Abgeordneten der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) stimmten in der Nacht auf Freitag für ein Gesetz, mit dem alle Staatsanwaltschaften, auch auf regionaler Ebene, direkt dem Justizministerium unterstellt werden.

Die Funktion des Generalstaatsanwalts übernimmt der Justizminister selbst. Er hat damit das Recht, bei jeder Ermittlung zu intervenieren.

Bereits Arbeit des Verfassungsgerichts erschwert

Für das Gesetz stimmten 236 Abgeordnete, 209 votierten dagegen, acht enthielten sich. Damit wurde die 2009 von der Vorgängerregierung eingeführte Reform, die die Staatsanwaltschaft zu einer unabhängigen Einrichtung gemacht hatte, wieder zurückgenommen.

Seit ihrem Amtsantritt im Oktober hat die PiS-Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski die Arbeit des Verfassungsgerichts erschwert und die öffentlich-rechtlichen Medien an die kurze Leine gelegt. Die EU-Kommission leitete deswegen eine Überprüfung der Rechtsstaatlichkeit ein.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Guter Wandel für London, aber nicht für Warschau

Bei den Brexit-Verhandlungen ließ sich Polen über den Tisch ziehen.
People demonstrate during an anti-government rally in Warsaw
Außenpolitik

Wieder Demonstrationen in Polen gegen die Regierung

Die Opposition fürchtet Einschränkungen demokratischer Rechte. Auch Polens Ex-Präsident hat sich erneut mit drastischen Worten gegen die Regierung gewandt.
Europa

Polen: „Opposition und Konzerne arbeiten gegen uns“

Janusz Wojciechowski, Europaabgeordneter der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, gibt Brüssel die Schuld am Konflikt mit der neuen Regierung in Warschau: Die EU wolle von der Flüchtlingskrise ablenken, indem sie Polen angreife.
Frank-Walter Steinmeier.
Europa

Deutschland/Polen: Steinmeier als „Feuerwehrmann“ in Warschau

Deutschlands Außenminister fuhr angesichts des neu entflammten Streits zwischen Polens rechtsnationaler Regierung und deutschen Politikern nach Warschau. Dabei kritisierte er auch Österreichs Asylobergrenze.
Witold Waszczykoswki begrüßt Frank-Walter Steinmeier in Warschau.
Europa

Polen und Deutschland wollen nicht streiten

EU-Verfahren hin oder her: Außenminister Waszczykowski sieht Kollegen Steinmeier als "Freund Polens". Die Streitpunkte wurden beim ersten Treffen außen vor gelassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.