VW – oder wie man eine Krise nicht managt

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VW Themenbild(c) imago/Eibner (imago stock&people)
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Das Problem: Große Konzerne reagieren zu träge.

Wien. „Bei Volkswagen ist etwas passiert, was für große Konzerne typisch ist“, sagt der Krisenmanagement-Experte Martin Zechner. Obwohl längst bekannt war, dass es ein latent schlummerndes Krisenpotenzial gibt – denn die US-Umweltbehörde EPA hatte VW schon lange aufgefordert zu erklären, wie es zu den divergierenden Abgaswerten kommt –, bereitete sich dort niemand auf die Akutphase, also die Eskalation vor. Weshalb? „Die Entscheidungsprozesse dauern in großen Strukturen viel länger als in kleineren“, sagt er. Ein weiteres Problem sei, dass Führungskräfte in großen Konzernen leicht „verblinden“. „In kleinen und mittelgroßen Unternehmen kann man nichts lange zudecken“, sagt Zechner.

 

Nichts dem Zufall überlassen

Doch was kann ein Krisenmanager im Ernstfall überhaupt bewirken? „Das hängt davon ab, wann ich vom Klienten gerufen werde. Wenn die Krise latent ist, aber noch nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit, wird von mir erwartet, einen tiefgreifenden Markenschaden abzuwenden.

Ist sie einmal ausgebrochen, muss es mir gelingen, den Verlauf möglichst kurz zu halten.“ Doch wie geht das? „Das kann man nur, indem man nichts dem Zufall überlässt“, sagt Zechner. Vor allem wenn es um die Kommunikation geht, ist es tödlich, wenn aus dem Unternehmen verschiedene oder sogar widersprüchliche Inhalte an die Öffentlichkeit geraten. Und nicht selten kommen brisante Details ans Tageslicht, und niemand weiß, wer indiskret war. Dann heißt es, das Leck zu finden, was in einem Unternehmen mit vielen Mitarbeitern schwierig ist: „Da gibt es nur einen Weg: Man muss den Kreis jener, die an relevante Informationen kommen, zusammenziehen.“ (hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2016)


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