Die USA und Deutschland rufen zum Stopp der Kämpfe in Syrien auf. Die USA nehmen dabei die Türkei in die Pflicht, Deutschland ruft insbesondere Russland dazu auf, seinen "Einfluss geltend zu machen".
Die USA haben die Türkei zum Stopp von Angriffen in Nordsyrien aufgerufen. Ankara müsse "den Beschuss beenden", sagte US-Außenamtssprecher John Kirby am Samstagabend am Rand der Münchner Sicherheitskonferenz. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier wiederum appellierte an das Assad-Regime und die syrische Opposition, die Kampfhandlungen zurückzufahren.
"Ich rufe Russland und alle anderen Staaten, die am Waffenruheplan beteiligt sind, dazu auf, ihren Einfluss geltend zu machen, damit humanitäre Hilfe überall in Syrien möglich wird und das Assad-Regime wie auch die syrische Opposition, die Kampfhandlungen zurückfahren", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag". "Wir dürfen nicht zulassen, dass die "Münchener Verpflichtungen" im Bombenhagel des Assad-Regimes und der fortgesetzten entgrenzten Brutalität der Kämpfe in Syrien untergehen."
Kerry: "Wir sind an einem Scheidepunkt"
Kurz nach der Münchner Syrien-Konferenz hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe gedämpft. Auf der Sicherheitskonferenz machte Lawrow am Samstag deutlich, dass er dafür nicht einmal eine fünfzigprozentige Chance sieht. US-Außenminister John Kerry warnte vor einem Scheitern der Münchner Vereinbarungen und betonte: "Wir sind an einem Scheidepunkt." Nach Angaben von Aktivisten verstärkte Russland seine Luftangriffe im Norden Syriens am Samstag weiter.
Der US-Außenamtssprecher rief die Kurden auf, kein Kapital aus den Kämpfen zwischen syrischen Truppen und Rebellen zu schlagen. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor von türkischen Angriffen auf Kurdenstellungen in der nordsyrischen Provinz Aleppo bestätigt. Das türkische Militär habe Ziele in den von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrollierten Gebieten nahe der Stadt Asas bombardiert, zitierte Anadolu Militärkreise. Bei einem weiteren Angriff sei der Beschuss eines türkischen Postens in der südlichen Region Hatay durch syrische Regierungstruppen erwidert worden. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Angriffe gegen Luftwaffenstützpunkt Minnigh?
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien richteten sich die Angriffe unter anderem gegen den Luftwaffenstützpunkt Minnigh, der erst vor wenigen Tagen von den YPG eingenommen wurde. Die Angaben der den Rebellen nahestehenden Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen. Die syrischen Regierungstruppen von Präsident Bashar al-Assad hatten die Kontrolle über den Flughafen bereits im August 2013 verloren.
Die YPG kontrollieren große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens. Zwischen den USA und der Türkei schwelt seit Monaten ein Streit über die Rolle der Kurden im syrischen Bürgerkrieg. Washington unterstützt die YPD militärisch, sie sieht in den Kurden einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den IS. Dessen ungeachtet forderte US-Außenamtssprecher Kirby die YPD auf, "nicht von der Verwirrung zu profitieren und sich neue Gebiete einzuverleiben".
(APA/AFP)