Syrien: 15 Zivilisten sterben bei US-Luftangriff

Eine Flugverbotszone über Syrien ist umstritten.
Eine Flugverbotszone über Syrien ist umstritten.APA/AFP/IAKOVOS HATZISTAVROU
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Ein Bombardement der US-geführten Anti-IS-Koalitoin hat Wartende vor einem Bäcker getroffen. Die Türkei fordert eine Schutzzone an der Grenze.

Bei einem Luftangriff der US-geführten internationalen Koalition sind im Nordosten Syriens laut Aktivisten mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Getroffen wurde eine Bäckerei in der Region um den Ort Shadadi, der unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) steht, wie die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Mittwoch erklärte. Dort hätten sich im Morgengrauen Menschen angestellt, um Brot zu bekommen. Mindestens 20 Menschen seien zudem verletzt worden.

Den in London ansässigen Aktivisten zufolge gingen der Angriff sowie weitere Luftschläge der Koalition in der Region einher mit einer Offensive der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gegen den IS. Bei der YPG handelt es sich um den bewaffneten syrischen Arm der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Volksschutzeinheiten beherrschen große Teile der Grenze zur Türkei. Sie sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS.

Hilfsgüter für belagerte Städte auf Weg

Eben wegen des Vormarsches der YPG fordert Ankara die Einrichtung einer zehn Kilometer breiten Schutzzone auf der syrischen Seite der Grenze. Die Zone, in der es keine Kämpfe geben dürfe, solle auch die Stadt Azaz umfassen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Yalcin Akdogan am Mittwoch dem türkischen Fernsehsender A Haber.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus bereitete der Syrische Rote Halbmond mehr als hundert Lastwagen mit Hilfsgütern für den Transport in die belagerten Städte vor. Die Laster hätten Weizen und kalorienreiche Lebensmittel geladen und sollten noch am Mittwoch zu fünf eingekesselten Orten bei Damaskus und in der Provinz Idlib südwestlich von Aleppo aufbrechen, sagte ein Sprecher.

Kurz vor Ablauf der Frist für eine Waffenruhe zwischen Regierung und gemäßigter Opposition in Syrien kündigte Russland für Freitag die ersten Gespräche zwischen russischen und amerikanischen Militärs über die Feuerpause an, wie Interfax meldete. Beide Länder hatten sich am Freitag vor einer Woche in München darauf verständigt, binnen einer Woche eine Feuerpause durchzusetzen.

Moskau sperrt sich gegen Flugverbotszone

Entscheidungen über eine Flugverbotszone über Syrien seien aber nicht ohne das Einverständnis der Regierung in Damaskus und der UNO möglich, erklärte das russische Außenministerium laut Interfax. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuletzt für die Einrichtung einer solchen Zone plädiert.

Die Türkei verfolgt dagegen weiter ihre Jahre alten Pläne für eine Schutzzone entlang der Grenze, wo zuletzt die Kurdenmiliz YPG im Windschatten der russischen Bombardements große Geländegewinne gemacht hatte. Die Regierung in Ankara wirft der von den USA unterstützten Truppe vor, Turkmenen und Araber zu vertreiben und damit die Bevölkerungsstruktur im Norden Syriens zu verändern. Die Pläne für eine Schutzzone stoßen aber auf wenig Gegenliebe bei den USA und der Nato. Sie befürchten, dass dafür zunächst eine Flugverbotszone nötig wäre, womit sie in eine direkte militärische Konfrontation mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und Russland verwickelt würden.

Auch Merkel für Flugverbotszone

Vor einigen Tagen hatte sich auuch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Flugverbotszone ausgesprochen, in der zum Schutz der Flüchtlinge keine Luftangriffe geflogen werden sollten. "In der jetzigen Situation wäre es hilfreich, wenn es dort ein Gebiet gäbe, auf das keine der Kriegsparteien Angriffe fliegt - also eine Art Flugverbotszone", sagte sie der "Stuttgarter Zeitung".

In Libyen verhalf eine vom UNO-Sicherheitsrat verhängte Flugverbotszone den Rebellen zum Sieg gegen den Machthaber Muammar al-Gaddafi, weil ihnen die Angriffe westlicher Kampfflugzeuge den Vormarsch erleichterten. Seither steht Russland derartigen Maßnahmen kritisch gegenüber. In Syrien stimmen die USA und Russland ihre Bombardements bisher nicht miteinander ab. Russland weist Forderungen des Westens zurück, den Beschuss der gemäßigten Rebellen in und um Aleppo einzustellen.

(APA/dpa)

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