„Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen und keine Brücken, ist ein kein Christ“, sagte Papst Franziskus. Der US-Republikaner Donald Trump warnt im Gegenzug vor IS-Angriffen auf den Vatikan.
Ciudad Juárez. Papst Franziskus hat sich einen medialen Schlagabtausch mit dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump geliefert. Während seines Besuchs in Mexiko sagte der Papst zu Trumps Plänen für einen Mauerbau an der Südgrenze der USA: „Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen und keine Brücken, ist kein Christ.“ Trump ließ ausrichten, Franziskus werde sich noch wünschen, dass er US-Präsident werde, wenn der Vatikan vom IS angegriffen wird.
Messe an der Grenze
Der Papst hatte in der Nacht auf Donnerstag (MEZ) in Ciudad Juárez an der Grenze zu Texas bei einer Freiluftmesse das Migrationsdrama in der Region beklagt. „Wir können die humanitäre Krise nicht leugnen“, sagte er vor 200.000 Menschen; auf der US-Seite der Grenze sahen Zehntausende über Großleinwände zu. Franziskus beklagte die „schrecklichen Ungerechtigkeiten“, die Auswanderer aus Lateinamerika in der Grenzregion erlitten. Jährlich versuchen dort Zehntausende, in die USA einzudringen, um Arbeit zu finden. Viele gerieten dabei in die Hände von Menschenschmugglern, würden „versklavt, verschleppt und erpresst“, sagte der 79-Jährige.
Er wolle sich nicht in die US-amerikanische Politik einmischen, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt. „Ich sage nur, dieser Mann ist kein Christ, wenn er solche Dinge sagt. Dann muss man schauen, ob er das so gesagt hat oder nicht.“ Trump hatte sich im Vorwahlkampf in den USA als Bewerber für die Kandidatur der konservativen Republikaner unter anderem für einen strikteren Umgang mit Einwanderern aus Mexiko stark gemacht.
Trump nannte die Aussagen des Papstes schändlich. Er sei von Mexikos Regierung irregeleitet worden. „Der Papst hat nur eine Seite der Geschichte gehört, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung. „Er sieht weder die Verbrechen noch den Drogenhandel noch den schlechten Einfluss der aktuellen Politik auf die US-Wirtschaft.“
Verhütung statt Abtreibung
Franziskus hat zudem künstliche Verhütungsmittel nicht mehr strikt ausgeschlossen, wenn es um eine Bedrohung wie das Zika-Virus geht. Verhütung sei „nichts absolut Böses“ und sei in einigen Fällen sogar einleuchtend, sagte das Kirchenoberhaupt nach Vatikanangaben auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom.
Die katholische Kirche lehnt Verhütungsmittel eigentlich ab, Franziskus hatte jedoch bereits früher mehr Flexibilität in der Frage angedeutet. Abtreibung als Reaktion auf eine Zika-Infektion lehnte der Papst jedoch entschieden ab. „Die Abtreibung ist nicht das kleinere Übel, es ist ein Verbrechen", sagte er am Donnerstag. „Es ist ein Verbrechen, es ist das absolut Böse“, ergänzte Franziskus.
Zika-Virus
Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei Infektionen von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu verursachen. Das führt in der Regel zu schweren geistigen Behinderungen. Bewiesen ist die Verbindung nicht, hat aber im am schwersten betroffenen Brasilien bereits nach Angaben von Ärzten zu vermehrten Abtreibungen geführt. Mehrere Staaten Lateinamerikas raten Frauen, vorerst zu versuchen, Schwangerschaften zu vermeiden. Das von der Moskitoart Aedes aegypti, aber auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragene Virus ist bereits in rund 40 Ländern aufgetaucht, ein Impfstoff liegt noch nicht vor.
(ag.)