Die neue Dirigentin für den Opernball

Staatsoperndirektor Dominique Meyer und die neue Ballchefin, Maria Großbauer.
Staatsoperndirektor Dominique Meyer und die neue Ballchefin, Maria Großbauer.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Maria Großbauer, Frau des Philharmoniker-Chefs, wird künftig den Wiener Opernball planen. Das Wort führte indes eher Dominique Meyer.

Wenn man Opernball-Pressekonferenzen nicht nur als gesellschaftliche Wiener Eigenheit, sondern (auch) als Stimmungsbild für die Lage hinter den Kulissen wertet, dann dürfte es um das Haus am Ring derzeit nicht allzu harmonisch bestellt sein. Staatsoperndirektor Dominique Meyer begann die tags zuvor ad hoc einberufene Pressekonferenz am frühen Mittwochnachmittag – mitten in der Karwoche – jedenfalls gleich mit einer Art Verteidigungsrede. Gleich nachdem er seine „Überraschung“ vorgestellt hatte, die eigentlich keine war, rechnete doch seit Aufkommen der ersten Gerüchte so ziemlich jeder mit Maria Großbauer, Musikerin, Werbeexpertin und Frau von Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer.

„Ich möchte zuerst sagen, dass ich mich persönlich sehr für den Ball eingesetzt habe“, begann Meyer also. Er habe sich auch gefreut, ihn gemeinsam mit Desirée Treichl-Stürgkh zu planen, „und ich habe gedacht, weil hier runde Zahlen so wichtig sind, würde sie vielleicht auch ihren zehnten machen. Na gut, sie hatte andere Ideen. Ich musste es zur Kenntnis nehmen.“ Es habe ihn dann überrascht, wie viel nach ihrem Rücktritt „gesprochen und gerätselt wurde, wie sich diese Maschine selbst ernährt“. Die späte Präsentation der Nachfolge Treichls sei erklärbar. Man habe zuerst den Ball über die Bühne bringen wollen, den er im Übrigen heuer „sehr genossen“ habe; die Mitwirkung von Plácido Domingo oder Choreograf Vladimir Malakhov habe bewiesen, „dass Treue etwas wert ist“. In Folge habe die Erstaufführung von Peter Eötvös' „Tri Sestri“ volle Aufmerksamkeit verdient, nach dieser die Bekanntgabe des Kompositionsauftrags an Johannes Maria Staud vorige Woche, dann die Ballettpremiere von „Le Corsaire“. „Jetzt ist die Zeit gekommen.“

Schließlich sprach Meyer direkt jene Gerüchte an, die die Bestellung von Maria Großbauer zur ehrenamtlichen Organisatorin des Opernballs begleiteten. „Ich habe Sachen gehört, die mir nicht so gefallen haben“, formulierte es Meyer, nämlich: „dass ich die Philharmoniker kaufen wolle“. Meyers Vertrag läuft bis 2020, Verlängerung: fraglich. „Jeder weiß, dass ich nach Wien gekommen bin, weil ich die Philharmoniker liebe“, so Meyer. Er wolle mit ihnen wie seit jeher symbiotisch zusammenarbeiten, der Vorwurf, das Orchester „kaufen“ zu wollen, sei skurril, über seinen Job entscheide der Minister.

„Roter Faden“ geplant

Sie sei jedenfalls schon im Sommer von Meyer gefragt worden, ob sie sich die Aufgabe grundsätzlich vorstellen könne, bestätigte Großbauer im Gespräch mit der „Presse“. Fixiert habe man es aber erst in den vergangenen Tagen. Gerade habe sie sich erstmals mit Desirée Treichl-Stürgkh getroffen, heute wolle sie die Mitarbeiter des Opernball-Büros treffen, sich bald besprechen, um dann daranzugehen, ihr eigenes Konzept zu schmieden. „Ich habe gern einen roten Faden, der vom Dach bis in die letzte Ritze führt.“

Gezögert, die Aufgabe zu übernehmen, habe sie nie. „Es ist eine riesengroße Freude, weil ich die Wiener Staatsoper liebe, seit ich denken kann.“ 38 Jahre lang war ihr Vater Posaunist bei den Philharmonikern, sie selbst hat Querflöte und Klavier gelernt, später in Bigbands Saxofon – auch „bis fünf Uhr früh“ auf Bällen – gespielt. Die Frage nach der Unterscheidung zwischen Opern- und Philharmonikerball beantwortete dann – auch – wieder augenzwinkernd Meyer: Der Opernball sei "der Philharmonikerball mit Stimmen".

Zur Person

Maria Großbauer ist Saxofonistin, hat die Werbeakademie absolviert, war in Agenturen für Text und Konzept zuständig, ehe sie ihre eigene Firma gründete. Sie ist die Tochter des einstigen Philharmoniker-Posaunisten Karl Jeitler und Frau von Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer, der davor Ballchef der Philharmoniker war (in deren Ballkomitee auch Dominique Meyer sitzt).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2016)

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