Vorstadtweiber, Folge 13: Schreiduelle in der Garage

Maria und Georg diskutieren in der Garage.
Maria und Georg diskutieren in der Garage.(c) ORF
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Episodenrückschau, Staffel zwei, Folge 3: Die hochschwangere Waltraud beginnt endlich zu handeln, Maria informiert ihren Mann spät, aber doch über den überraschenden Nachwuchs. Aber die Folge ist insgesamt die bisher schwächste.

Spoiler: Wir verraten den Inhalt der dritten Folge der zweiten Staffel.

Die zweite Staffel der "Vorstadtweiber" will noch immer nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Die dritte Folge ist, das muss man sagen, die bisher schwächste. Nicht der Handlung wegen, sondern weil viele Dialoge noch ein bisschen platter als bisher, die Schmähs noch derber und einige Szenen schlampig komponiert sind. Als zum Beispiel Caro (Martina Ebm), Waltraud (maria Köstlinger) und Nicoletta (Nina Proll) die neue Wohnung von Maria und (Gerti Drassl) und Georg Schneider (Juegern Maurer) verlassen, sagt Caro, sie stehe drei Gassen weiter, man bekomme eben nicht immer einen Parkplatz vor der Türe. Doch Waltraud parkt mit ihrem silberblauen Jaguar - Tada! - eben doch genau vor der Tür. Sie steht sogar mitten in der Einfahrt.

Ranking der schlechtesten Schmähs

Aus Platzgründen folgt hier nur ein kleines Ranking der schlechtesten Schmähs dieser Folge: Platz drei, der Dialog zwischen dem Ehepaar Melzer in einer komplett leeren Garagen-Etage (Welche Wiener Garage ist untertags ganz leer, außer jene, die für einen ORF-Dreh freigeräumt wurde?): Caro überlegt laut, bald die Scheidung einzureichen. Hadi (Bernahrd Schir) sagt darauf: "Schatzi, du bist 30, du kriegst keinen mehr." Sie erwidert: "Dafür dauerts bei dir nicht mehr lang, bis Du eine Altenpflegerin brauchst." Ein doppelt abgedroschener Alters-Kalauer.

Platz zwei, die Seufzorgie von Nicoletta. Sie besucht ihren Friseur Francesco Kovacs (Xaver Hutter) im Gefängnis für ein neues Haar-Styling und sagt: "Eine Frau kann sich von ihrem Mann trennen, den Freundinnen, das Land verlassen, aber nie niemals darf sie ihren Friseur verlassen." Frauen-Friseur-Klischee olé.

"Schorschi-Orschi", muss das sein?

Platz eins geht an das ebenfalls in der Garage stattfindende Schreiduell zwischen Hadrian und Georg für den latent homosexuellen-feindlichen Subtext. Weil Georg seinen einstigen Geschäftspartner Hadi ein "Arschloch" nennt, schimpft der zurück: "Sag mal, kann es sein, dass du ein bisschen analfixiert bist, Schorschi-Orschi." Darauf schleudern sich die beiden noch ein paar "Leck mich" und "Geh scheißen" entgegen. Muss das sein? 

Waltraud im Ministerbüro.
Waltraud im Ministerbüro. (c) ORF

Wenigstens begibt sich die hochschwangere Waltraud Steinberg ein wenig aus der so gar nicht zu ihr passenden Offensive. Sie sitzt nun sprichwörtlich auf der "Dack'n" von Minister Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair). Wir haben uns ja schon eine Weile gefragt, warum die Witwe von Josef Steinberg bislang nichts mit der Information anzufangen wusste, die ihr Mann ihr kurz vor seinem Tod zugeflüstert hat. Waltraud gibt sich nun also als des Ministers Schwester aus, um sich Zugang zu seinem Büro zu verschaffen, fläzt sich auf sein samtenes Büro-Sofa und erpresst ihn. Sie wisse, dass er ihren Mann umgebracht habe und für ihr Schweigen erwarte sie sich eine pekuniäre Gegenleistung, eröffnet sie ihm. Wenig überraschend, dass Maria nicht an der Aufklärung des Mordes an ihrem Mann interessiert ist, sondern lieber darauf schaut, bald wieder flüssig zu sein. Ihr Konto ist überzogen und andere Geldquellen sind ja temporär versiegt, weil das Erbe ihres Mann an den Teenager-Vater ihres noch ungeborenen Kindes gegangen ist. So sagt es das Testament.

Auch Maria begibt sich aus der Deckung und verrät ihrem Umfeld endlich das ohnehin Offensichtliche: ihre neuerliche Schwangerschaft. Bei der Tour durch die zwar barrierefreie, aber schäbige Erdgeschoss-Wohnung der Familie Schneider erzählt sie den Freundinnen von den Neuigkeiten. Am liebsten würde sie das Baby gemeinsam mit Waltraud entbinden und vergisst in diesem Anflug neu entfachter freundschaftlicher Zuneigung, dass sich das aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft ihrer Freundin nicht ausgehen kann. Der Rest der Vorstadtweiber nimmt Maria nicht ab, dass das Kind von ihrem ehebrüchigen, homosexuellen Mann Georg ist und rätselt, wer der Vater ist.

Maria erzählt Waltraud und Nicoletta, dass sie schwanger ist.
Maria erzählt Waltraud und Nicoletta, dass sie schwanger ist.(c) ORF

Auch Georg erfährt nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus, dass er erneut Vater wird. Die neue Wohnung nennt er entsetzt "das Loch, in dem man nicht einmal Asylanten (sic!) wohnen lassen würde." Immerhin hat der Sohn Simon (Johannes Nussbaum) in diesem traurigen Dialog die Zeile geschenkt bekommen: "Papa, kann es sein, dass du überhaupt nicht weißt, was in der Welt so abgeht?" Georg darf dann kurz den Versuch unternehmen, Frau und Sohn weißzumachen, warum es mit den Familienfinanzen nicht so schlecht aussieht, wie Maria behauptet: "Ich weiß, dass wir pleite sind, aber wir sind nicht pleite. Wenn nach draußen dringt, dass ich kein Geld habe, sind wir pleite. Vorher nicht." Nachdem er vom  Nachwuchs, der ins Haus steht, erfährt, fragt er ehrlich konstaniert: "Wer ist der Vater?" - und Maria schlägt ihn mit seiner eigenen, gerade angewandten Vogel-Strauß-Argumentation. "Das ist genauso wie mit der Pleite. Du weißt, du bist nicht der Vater, aber du bist der Vater. Erst wenn irgendjemand erfährt, dass du nicht der Vater bist, bist du nicht der Vater." Ein etwas verkopfter Dialog, aber immer noch einer der besseren in dieser Folge.

Espresso oder Café Latte?

Allerdings erreicht Marias Naivität diesmal die Grenze des Erträglichen. Schwer zu packen ist, wie sie den aalglatten, geldgierigen Gynäkologen Dr. Felix Heldt (gespielt von Michael Masula; mit dem kurz davor Waltraud sanft angebandelt hat) peinlich berührt über die Hautfarbe ihres ungeborenen Babys ausfragt. "Nur informativ und rein theoretisch, das hat mich schon immer interessiert: Wenn die Mutter weiß ist, und der Vater schwarz, also nicht schwarz, sondern mehr braun, sagen wir, Espresso-artig, mehr Café Latte, so wie ein Zehnerblock Solarium, nur von Haus aus - wie hoch ist da die Warhscheinlichkeit, dass das Baby auch schwarz wird." Der Arzt sagt darauf nur: "Groß, Frau Schneider, groß."

In dieser Folge fällt auch besonders stark auf, wie schwer es sich ausgeht, die Handlung zwischen derben Schmähs und Geschlechter-Klischees gewaltsam auf ernsthaft zu bürsten. Wenn Sohn Simon seinem im Rollstuhl sitzenden Vater entgegenschreit: "Welche Filme mag ich? Was ess ich am liebsten? Wie alt bin ich? Wie heiß' ich? Nix weißt du über mich. Du weißt nur, dass da noch wer wohnt", dann bekommt das einen schrägen Problemfilm-Touch, der hier nicht recht hineinpassen will.

Ein bisschen authentischer wirkt die angedeutete Krise zwischen Caro und Hadi (inklusive der umgedrehten Wer-aus-dem-Haus-geht-wird-verwöhnt-Szene). Sie ist nicht mehr zufrieden mit ihrem Leben als unterbeschäftigte, verwöhnte Ehefrau an Hadis Seite, die zu viel Zeit zum Nachdenken hat und beinahe verrät, dass sie bereits ein Kind hat (was Hadi immer noch nicht weiß). Sie will nun ihr Auto selbst putzen (das hat bisher der Ehemann gemacht), einen Job finden und unabhängig von Hadi sein. Der Ehemann weint sich derweil bei seiner Ex-Frau Sylvia (Julia Stemberger) aus, die ihm rät, seine Frau loszulassen, ihr die Freiheit zur Entfaltung zu geben ("Oder willst Du wieder mit mir zusammen sein? Hadi: "Um Gottes Willen, nein, wir haben uns noch nie so gut verstanden wie jetzt. Das mach ich doch nicht schon wieder kaputt."). Auch am ehelichen Esstisch fällt ein platter Satz von Caro: "Wer etwas beweisen will, muss früh aufstehen." Das Drehbuch sieht immerhin eine Gegenrede von Hadi vor: "Bitte keine Wortspiele, Schatzi." Wir geben ihm Recht und hoffen auf weniger schlechte Wortspiele in der nächsten Folge.

>> Die "Vorstadtweiber"-Episodenrückschau

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