Donald Trump und Hillary Clinton müssen erwartete Rückschläge auf dem Weg zu ihren Nominierungen einstecken.
Ted Cruz und Bernie Sanders haben am Dienstag erwartungsgemäß die Vorwahlen ihrer Parteien im US-Teilstaat Wisconsin gewonnen. Cruz, der Senator aus Texas, lab in der republikanischen Vorwahl mit 48,3 Prozent vor dem Bauunternehmer Donald Trump (35,1 Prozent) und John Kasich, dem Gouverneur von Ohio (14,1 Prozent). Aufseiten der Demokraten siegte Sanders, der Senator aus Vermont, mit 56,5 Prozent klar gegen die frühere First Lady, New Yorker Senatorin und Außenministerin Hillary Clinton 43,1 Prozent).
"Gratulation an Bernie Sanders dafür, Wisconsin gewonnen zu haben. An Euch Wähler und freiwillige Helfer, die Ihr Euer Herzblut für diese Kampagne gegeben habt: Vorwärts!", kommentierte Clinton ihre siebente Niederlage gegen Sanders in den jüngsten acht Vorwahlen. Sanders erklärte in seiner Siegesrede erneut, bis zum Ende der Vorwahlen im Rennen bleiben zu wollen. "Wir können den Status Quo ändern, wenn wir groß denken und eine Vision haben", sagte er.
Restprogramm spricht klar gegen Sanders
Der deutliche Sieg in Wisconsin bestätigt Sanders in diesem Vorhaben, doch ein Blick auf die restlichen Teilstaaten, in denen gewählt wird, offenbart die Grenzen seiner Ambitionen. Die Nachwahlbefragung von CNN zeigte in Wisconsin das bekannte Bild: Sanders' Sieg ruhte auf den Stimmen der Jungen, der Weißen und der Parteiunabhängigen. Letztere dürfen in Wisconsin an den Vorwahlen der Demokraten teilnehmen, 70 Prozent von ihnen stimmten für Sanders.
Doch die demokratischen Parteimitglieder konnte Sanders wieder nicht für sich gewinnen. Anders gesagt: er hatte bisher nur dort Erfolg, wo jedermann ohne Parteizugehörigkeit bei den demokratischen Vorwahlen mitmachen durfte. Doch nur mehr in Kalifornien, Montana, Indiana und West Virginia finden solche offenen Urnengänge statt.
Schüsselwahl in New York
In den als nächste wählenden Staaten New York, Connecticut, Delaware, Maryland und Pennsylvania hingegen sind nur Parteimitglieder zugelassen. Clinton liegt hier im Durchschnitt der Umfragen überall mit mindestens zehn Prozentpunkten vor Sanders. In New York, wo am 19. April gewählt wird und 291 Delegiertenstimmen vergeben werden, führt sie derzeit mit 18 Prozentpunkten Vorsprung. Die nächste Wahl findet am Samstag in Wyoming statt. Sanders wird sie ziemlich sicher gewinnen, es geht allerdings nur um 18 Delegierte.
Hinsichtlicht der Gesamtzahl an Delegierten zum Parteitag der Demokraten Ende Juli in Philadelphia hatte das Resultat von Wisconsin keine große Auswirkung. Die Demokratische Partei vergibt die Stimmen anteilsmäßig. Clinton erhielt 36, Sanders 47. Ihr Vorsprung von nun 260 Delegierten hat sich somit kaum verringert werden: zählt man die "Super Delegates" dazu, also jene hohen Parteifunktionäre, die auf dem Parteitag freie Hand bei der Unterstützung eines Kandidaten haben werden und sich schon für Clinton oder Sanders ausgesprochen haben, vergrößert sich ihr Vorsprung auf 1748 zu 1058 Delegierte.
Die Mehrheit von 2383 Delegierten ist für Sanders also weiterhin nur zu erreichen, wenn er nun 58 Prozent aller Stimmen bei den verbleibenden Vorwahlen gewinnt. Er darf nach dem Sieg in Wisconsin aber einen ungebrochenen Zustrom an Spenden und mediale Aufmerksamkeit erwarten.
Anti-Trump-Kampagne wirkt
Anders sieht es auf Seiten der Republikaner aus. Die von den Parteieliten lancierte Kampagne zur Verhinderung einer Mehrheit von Donald Trump konnte mit dem klaren Sieg von Ted Cruz einen Erfolg verbuchen, der sich auch in Delegiertenzahlen klar liest. Cruz gewann 33 Delegierte, Trump nur drei, Kasich ging leer aus. Trump hat nun 740, Cruz 514 und Kasich 143 Delegierte. Marco Rubio, der Senator aus Florida, hatte bis zu seinem Auscheiden aus dem Wahlkampf 171 Delegierte gewonnen.
Trump zog in einer Presseaussendung wütend über Cruz her, nannte ihn erneut einen Lügner und ein "Trojanisches Pferd", welches ihm im Auftrag der Parteiführung die Nominierung stehlen wolle.
Insofern wird es zusehends erwartbar, dass keiner der drei verbliebenen republikanischen Kandidaten die erforderliche Mehrheit von 1237 Delegierten erlangen wird. Das Szenario eines offenen Parteitags im Juli in Cleveland, auf dem möglicherweise keiner der drei zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wird, ist in Wisconsin somit noch ein bisschen wahrscheinlicher geworden.