Der Ex-Vorstand einer Wiener Privatbank kaufte über Offshore-Firmen Wohnungen in New York. Grund war das US-Erbrecht, sagt er.
Wien. Es ist eine Frage, die sich seit einigen Tagen viele in der heimischen Finanzwelt gestellt haben: Wer ist jener Banker, der über verschachtelte Offshore-Firmen in New York mehrere Wohnungen gekauft hat? Entsprechende Hinweise sind in den Panama-Papers enthalten, die am Wochenende publik wurden. Und vieles deutete darauf hin, dass es hier darum ging, unversteuertes Geld mit dem Kauf von lukrativ zu vermietenden Wohnungen in der US-Finanzmetropole weißzuwaschen.
Eine Menge Gerüchte und Namen machte zwischen Journalisten, Bankern und anderen Insidern in den vergangenen Tagen die Runde. „Die Presse“ hat den Ex-Vorstand einer bekannten Wiener Privatbank am Donnerstag ausfindig gemacht und per E-Mail mit den Vorwürfen konfrontiert. (Da es sich bei ihm nicht mehr um eine Person des öffentlichen Interesses handelt, wird sein Name hier aus medienrechtlichen Gründen nicht genannt.)
Die Antwort kam nicht von dem Manager, der seinen Wohnsitz seit einigen Jahren ins Ausland verlegt hat, selbst, sondern von seinem Anwalt Farid Rifaat. Und laut diesem erfolgte der ungewöhnlich konstruierte Kauf der Wohnungen zwar aus steuerlichen Gründen – allerdings vollkommen legal. „Grund dafür ist nämlich die amerikanische Erbschaftssteuer“, so Rifaat. Diese würde bei Immobilien, die von Ausländern direkt gehalten werden, 75 Prozent betragen. Der amerikanische Steuerberater seines Mandanten habe ihm daher geraten, die Wohnungen über Gesellschaften zu kaufen. Dadurch müssten die Erben des Bankers wesentlich weniger Steuern zahlen.
US-Behörden wissen davon
Diese steuerliche Optimierung sei jedoch nicht nur legal, so Rifaat weiter, sie sei den US-Behörden auch bekannt. „Die Gesellschaft und ihr wirtschaftlich Berechtigter ist gegen den US-Behörden offengelegt worden.“ Für den heimischen Fiskus habe das ganze Geschäft überhaupt keine Auswirkungen gehabt, so der Anwalt weiter. Das für den Kauf der Wohnungen benötigte Geld sei ordnungsgemäß verdient und hierzulande auch voll versteuert worden.
Dass der Kauf nicht mittels einer österreichischen Gesellschaft erfolgt ist, erklärt Rifaat damit, dass sein Mandant seit 2012 seine wirtschaftliche Tätigkeit in Österreich eingestellt und somit auch keine steuerliche Veranlagung mehr hier habe. Warum der Kauf dann aber nicht über eine US-Firma, sondern über ein durch die panamaische Anwaltskanzlei Mossack Fonseca gegründetes Offshore-Vehikel erfolgte, ist laut Rifaat „mit steuerlichen Ursachen“ begründet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)