Ecuador: Notstand nach schwerem Erdbeben

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Ein Beben der Stärke 7,8 wütete an der Pazifikküste. Insbesondere war die größte Stadt des Landes betroffen. Bisher wurden 246 Tote bestätigt, doch die Zahl droht weiter zu steigen.

Das Video aus einem Supermarkt zeigt jene 30 Sekunden, „die sich angefühlt haben wie eine Ewigkeit“: Mit dem Handy filmt jemand die Regale, worin die Produkte und Lebensmittel kräftig durchgeschüttelt werden und teilweise auf den Boden fallen. Das Beben scheint zunächst schwach zu sein, erst nach ein paar Sekunden schlägt es mit voller Wucht zu. Im Supermarkt fällt anschließend der Strom aus, das Erdbeben wütet im Dunkeln weiter. Augenzeugen werden später sagen, dass noch Minuten nach dem Beben Vibrationen im Boden zu spüren waren.

Am nächsten Tag wird die Bilanz verheerend ausfallen. Auf die Stärke 7,8 wird das Erdbeben geschätzt, das in der Nacht auf Sonntag die ecuadorianische Pazifikküste heimgesucht hat. Bilder, die noch in der Nacht in sozialen Medien zirkuliert sind, zeigen in sich zusammengesunkene Wohnblöcke, unter Betonwänden komplett zerquetschte Autos, Menschen, die barfuß im Freien stehen oder zusammengekauert im Park schlafen. Bis Sonntagnachmittag wurde die Zahl von 246 Todesopfern bestätigt, bis zu 600 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Vizepräsident Jorge Glas zufolge wird die Opferzahl vermutlich noch weiter steigen, die Suche nach Verschütteten ist am Sonntag auf Hochtouren gelaufen.

Besonders betroffen waren die Städte Guayaquil, Manta sowie Pedernales. In Guayaquil, der größten Stadt des Landes, krachte eine Brücke zusammen. Rund um Pedernales wurden zudem ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, berichtete der Bürgermeister Gabriel Alcívar. Bis weit ins Landesinnere hinein war das Beben zu spüren. In der Hauptstadt Quito wurden Gebäude beschädigt, Strommasten wankten hin und her, stundenlang war die Stadt ohne Elektrizität. Auch in Ecuadors Nachbarländern Peru und Kolumbien waren die Erdstöße zu spüren.

Es war das schlimmste Erdbeben in Ecuador seit 1979, damals starben 600 Menschen. Das Land liegt auf mehreren Kontinental- sowie Ozeanplatten, deren ständige Bewegungen zu Erdstößen führen können. Kurzzeitig erließ die Regierung am Sonntag auch eine Tsunami-Warnung. In sechs Provinzen rief Präsident Rafael Correa den Notstand aus.

Österreich bietet Hilfe an

„Alles kann wieder aufgebaut, die Toten aber nicht mehr zurückgebracht werden. Und das tut am meisten weh“, sagte Correa. Zum Zeitpunkt der Katastrophe weilte er in Italien. Noch am Sonntag brach Correa den Staatsbesuch ab, um zurück nach Ecuador zu fliegen und die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren. Kolumbien und Mexiko haben angekündigt, Ecuador unterstützen zu wollen. Auch das Österreichische Rote Kreuz hat personelle Unterstützung angeboten; demnach könnten Trinkwasser-Experten rasch in das Katastrophengebiet geschickt werden.

Unterdessen kritisierten Nutzer in sozialen Medien, dass die Nachrichten zur Lage nur spärlich weitergegeben würden. Viele Anrainer informierten sich über Twitter und Facebook. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)

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