Vorstadtweiber, Folge 16: Der Minister als Stiefvater

Alles nur Show für die Medien: Waltraud Minister Schnitzler verlassen die Geburtsklinik.
Alles nur Show für die Medien: Waltraud Minister Schnitzler verlassen die Geburtsklinik.ORF/Hubert Mican
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Episodenrückschau Staffel zwei, Folge 6: In der Waltraud und Minister Schnitzler einen teuflischen Pakt eingehen, Maria zu alter Form zurückkehrt und Friseur Francesco wieder in Freiheit ist.

Spoiler: Wir verraten den Inhalt der sechsten Folge der zweiten Staffel.

Wir mussten eine lange Durststrecke überstehen, so viel ist sicher. Selbst die größten Fans der Vorstadtweiber mussten anerkennen, dass die zweite Staffel bisher Längen und große Schwächen hatte. Allerdings ist das ein weit verbreitetes Phänomen, auch bei internationalen Serien: Wenn eine Geschichte überraschend gut und schwungvoll beginnt, erscheint die zweite Runde meist langweiliger. Die Seher erwarten sich aber, dass es auf-, nicht abwärts geht. Die Folge sechs der zweiten Staffel nahm dramaturgisch aber endlich wieder etwas Fahrt auf. Das liegt weniger daran, dass nun Waltrauds (Maria Köstlinger) Baby auf der Welt ist als an ein paar guten Szenen und Dialogen.

Da ist zum Beispiel Caro (Martina Ebm), die die Ex-Frau ihres Mannes Hadi (Bernhard Schir) aufsucht und schon an der Türschwelle entgegenruft: "Was hast Du, was ich nicht hab'?" Dass dann später auch noch Hadi bei eben jener Sylvia (Julia Stemberger) in der Wohnung steht und die beiden Ex-Eheleute der jungen Frau gemeinsam erklären, welches Problem Hadi mit ihr hat (Hadi: "Du bist aufgrund Deiner Jugend wahnsinnig anstrengend." Sylvia: "Versuch's doch einfach einmal mit Kuscheln."), kommt im realen Leben vermutlich äußerst selten vor. Würde aber vielleicht die ein oder andere Beziehungs- oder Ehe-Krise lösen und gelingt den drei Schauspielern. Letztlich beschwert sich Caro bei den beiden: "Ihr seids nicht meine Eltern". 

Schön auch, wie die frühere und die aktuelle Frau nebeneinander ein Puzzle legen und ehrgeizig wetteifern, wer schneller ein Eckerl legen kann. Dass Sylvia sich so gar nicht mehr an Hadis Seite zurückwünscht, blieb in dieser Folge erstmals zweifelhaft. Als sie allein am Fenster steht und das nun wieder turtelnde Liebespaar beim näckischen Hickhack um den Autoschlüssel beobachtet, sieht sie nicht unbedingt fröhlich aus.

"Das gebietet der Abstand"

Unterdessen findet Maria (Gerti Drassl) in dieser Folge wieder zu alter komödiantischer Größe zurück. Schon bei der Sexualtherapie-Stunde mit Noch-Ehemann Georg (Juergen Maurer) glänzt sie mit Fatalismus. Sie hat die rosarote Brille endgültig abgesetzt. Mit Windelgeschenk, Malakoff-Torte und Eierlikör (was sonst?) und den Jungvater Simon (Johannes Nussbaum) im Schlepptau will sie schließlich ihre Enkelin Josefine, das Baby von Maria, begrüßen. Äußerst widerwillig gibt sich allerdings ihr Sohn, weil ihn die Kindsmutter nicht einmal persönlich über die Ankunft des Nachwuchses informiert hat ("Eine SMS"). Vor der Tür zu Waltrauds Zimmer bittet Maria ihn, sich nun zusammenzureißen und verspricht sich wieder einmal: "Das gebietet der Abstand, äh, Anstand. Und wenn sie schon keinen hat, dann wenigstens wir" Freud lässt grüßen. Dass es Maria in erster Linie um das Erbe als um irgendeinen Anstand geht, muss hier nicht eines erwähnt werden. Die Tür öffnet dann ein überraschender Gast, der Minister Schnitzler (Philipp Hochmair). Der sagt zwar, er sei nur ebenso zufällig gerade in der Nähe gewesen wie schon bei der Geburt. Tatsächlich aber hat der Mann einen ziemlich schrägen Plan: Er will Waltraud heiraten und ihr Kind adoptieren. Heiratsantrag und Selfie für die Boulevard-Medien inklusive. Damit würde er gleich mehrere Probleme unter Kontrolle haben, sich nämlich an jene Frau binden, die ihn erpresst, den Mordverdacht gegen ihn zerstreuen und das Gerücht aus der Welt schaffen, er sei homosexuell. Und Achtung, jetzt kommt wieder ein sehr unglaubwürdiger Teil: Waltraud willigt allen Ernstes und nach nur sehr kurzem Widerspruch auf dieses Angebot ein. Apropos Sexualtherapie: In die geht Ex-Banker Hadi mittlerweile allein und lässt sich schließlich von der Therapeutin Angela (Nicole Beutler) umgarnen. Auch das, ein ziemlich unwahrscheinliches Szenario, aber bitte. 

Die Abwesenheit von Berti (Lucas Gregorowicz) nutzt Sabine (Adina Vetter), um mit dem Gegenspieler ihres Mannes, dem Schönheitschirurgen Dr. Held anzubandeln. In Wahrheit will sie aus dem Mediziner herauskitzeln, weshalb er sich mit Berti so sehr in den Haaren lag, dass er von ihm per Kinnhacken in den Pool befördert wurde. Besonders viel bekommt sie da aber vorerst nicht heraus.

Hasserfüllte Amour Fou mit dem Friseur

Wieder in der Freiheit befindet sich Friseur Francesco Kovacs (Xaver Hutter), was nicht nur Nicoletta (Nina Proll), sondern vor allem den mittlerweile auf Krücken gehenden Georg freut. Die beiden verabreden sich sofort nach Francescos Entlassung aus der Haft zur Liebesnacht. Gefühle spielen hier weniger eine Rolle, zumindest keine positiven. Es ist ihr gemeinsamer Hass gegen Minister Schnitzler, der sie verbindet. Was uns allerdings zu einer Frage führt, die uns schon länger beschäftigt: Woher kam Georg eigentlich bis dato zu Geld? Wir wissen eigentlich nicht, wovon er abseits seiner krummen Geschäfte lebte. Wie sich jetzt herausstellte, hat er bloß für seine Schwester Sylvia Kaffee gekocht, während er seiner Frau Maria gegenüber behauptete, er befinde sich in Dubai. Bitte um Aufklärung, liebe Drehbuchautoren!

Alte Freunde wieder vereint: Der Friseur ist draußen.
Alte Freunde wieder vereint: Der Friseur ist draußen. ORF/Petro Domenigg

In der Zwischenzeit versucht sich der junge Kriminalbeamte Jörg Pudschedl (Thomas Mraz) von seinen Eltern zu emanzipieren, was vor allem mit der wachsenden (und sehr verzweifelt wirkenden) Zuneigung zu Nicoletta zu tun hat. Die lässt ihn unbeachtet als letzten Gast in ihrem Lokal sitzen und zieht mit Friseur Francesco hinaus in die Nacht. Als Geschäftsführerin das Restaurant zusperren? Das ist doch etwas für Pedanten. Das macht vermutlich der Kellner und neue Loveboy von Anwältin Tina (Proschat Madani). Neue Folgen-Lage bei den Vorstadtweibern: Noch vier bis zum Finale.

Kommissar Pudschedl ist verliebt.
Kommissar Pudschedl ist verliebt. ORF/Petro Domenigg

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