Paris: 30 Festnahmen nach gewaltsamen "Nuit debout"-Protesten

Maskierte Jugendliche protestieren gegen Hollande.
Maskierte Jugendliche protestieren gegen Hollande.REUTERS
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Polizei setzt Tränengas und Lärmgranaten gegen Hunderte Demonstranten ein. Mindestens 170.000 Menschen protestieren gegen Hollandes Arbeitsmarktreform.

Nach den landesweiten Protesten gegen eine geplante Arbeitsrechtsreform hat die französische Polizei den von der Bewegung "Nuit debout" besetzten Pariser Place de la Republique gewaltsam geräumt. Dabei und bei anschließenden Randalen wurden in der Nacht auf Freitag fast 30 Menschen festgenommen, 24 von wurden in Untersuchungshaft genommen, wie die Behörden mitteilten.

In Frankreich waren am Donnerstag den Behörden zufolge landesweit 170.000 Menschen gegen die Pläne von Staatschef Francois Hollande für eine Lockerung des Arbeitsrechts auf die Straßen gegangen, die Veranstalter sprachen von 500.000 Teilnehmern. Wie auch in den vergangenen Wochen versammelten sich dann am Abend in Paris zahlreiche Demonstranten auf dem Place de la Republique zu Protesten der Bewegung "Nuit debout".

Bereitschaftspolizei rückt gegen Demonstranten vor

Nachdem die Versammlungserlaubnis um Mitternacht erloschen war, rückte die Bereitschaftspolizei gegen Hunderte Demonstranten vor, die den Platz in der Pariser Innenstadt nicht verlassen wollten. Die Polizei setzte Tränengas und Lärmgranaten ein, Demonstranten warfen Flaschen und Betonstücke. In der Nähe des Platzes wurden zwei Mietautos und zwei Motorroller in Brand gesetzt und Schaufenster eingeschlagen. Verletzt wurde nach Angabe der Polizeipräfektur jedoch niemand.

Bereits zuvor hatte es am Rande der landesweiten Demonstrationen gegen die Arbeitsrechtsreform schwere Ausschreitungen gegeben. Nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve wurden dabei 24 Polizisten verletzt, drei von ihnen schwer. Es gab 124 Festnahmen.

Im Zuge der Demonstrationen gegen die Arbeitsrechtsreform ist auch die Protestbewegung "Nuit debout" - frei übersetzt "Die Aufrechten der Nacht" - entstanden. Seit dem 31. März versammeln sich jeden Abend auf dem Place de la Republique hunderte Menschen, um unter anderem gegen die Reformpläne aber auch generell für eine andere Gesellschaft zu protestieren. Die Bewegung hat sich bereits auf zahlreiche französische Städte ausgebreitet.

(APA/AFP)

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