Hotellerie: Die Retter des Wörthersees

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Zwischen Fête blanche und Beachvolleyball: Warum in diesem Sommer ausgerechnet die deutsche Hotelmanagerin Eva-Miriam Gerstner das Land Kärnten aufmischt.

"Was macht denn jetzt die Deutsche hier?" Seit die prominente Berliner Hotelmanagerin Eva-Miriam Gerstner ins Hotel Schloss Leonstain am Wörthersee gewechselt ist, plagt sie die Befürchtung, die Kärntner könnten sich genau das fragen. „Lustigerweise nennen sie mich aber jetzt die Retterin vom Wörthersee. Was ich auch nicht bin. Ich mache nur meinen Job.“ Aber wer ist diese Deutsche? Gerstner war Chefin des Hotels Q!, ein Society-Hotspot in Berlin, der unter ihrer Führung vom Magazin „Travel & Leisure“ zum besten Designhotel der Welt gewählt wurde. Mittlerweile krempelt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Rebecca angestaubte touristische Traditionsbetriebe um und berät sie in Sachen Lifestyle. Definitiv eine Marktlücke am Wörthersee.

Hier weinen Hoteliers und Gastronomen nämlich immer noch der guten, alten Zeit nach, als der Wörthersee das war, was St. Tropez heute ist. „Die Kärntner machen sich Vorwürfe, dass alles stehen geblieben ist. Oder sie machen anderen den Vorwurf“, so Gerstner. Von Zusammenarbeit halten die Hotels nämlich nicht rasend viel. Nicht einmal im Sinne der Region. „Gibt es keinen ,Mr.Wörthersee‘, der Bausünden verhindert, der dem See ein einheitliches ,Look & Feel‘ verpasst?“ Vielleicht mit ein Grund, dass die Nächtigungszahlen heuer schneller sinken als ein Stein im See.

Dabei klingt es so einfach: Gerstner hat einen Beachclub mit DJs eröffnet, drahtloses Internet bis an den See geleitet, das Innendesign aufgemotzt und die Initiative ergriffen, mit anderen zu kooperieren. Gäste können nun mit dem Motorboot den „Flotten Dreier“ probieren: Essen bei den drei Köchen vom Leonstain, dem Schlosshotel Velden und dem Aenea in Reifnitz. Champagner inklusive.

Das Essen hat die Vegetarierin genau unter die Lupe genommen. Monatelang hat sie nahe liegende Bauernhöfe abgeklappert, um die richtigen Lieferanten zu finden. „Jetzt können wir Kärntner Hauptspeisen um 22Euro anbieten, was hier echt preiswert ist.“ Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei nämlich eines der wirklich großen Kärnten-Probleme. „Die meisten Firmen, die neue Produkte vorstellen oder Incentives veranstalten, kommen nicht mehr her, weil es ihnen einfach zu teuer ist.“

„Der Hammer“ sei hingegen das Fest in Weiß oder das Beachvolleyballturnier, das soeben angepfiffen wurde. Dabei ist die Fête blanche genau genommen auch ein Relikt der guten, alten Zeit. Die weiße Party wurde nämlich in den 70ern von der Côte d'Azur in die einstige Nobeldisco „Drop in“ importiert. Heute färbt der Event eben auf den ganzen See ab – vom Casino Velden über die Fabrik in Saag, den Monte-Carlo-Platz in Pörtschach, das Kropfitsch-Bad in Krumpendorf, Loretto in Klagenfurt.

Und die Meute, die sich gerade noch in Weiß aufgebrezelt hat, zieht zu einem weiteren Retter des Wörthersees weiter: zu Hannes Jagerhofer und seinem Beachvolleyball-Grand-Slam. Der findet übrigens auch bereits zum 13.Mal statt. Wird man da nicht müde? „Kein bisschen“, versichert Jagerhofer. Die Ideen gingen ihm auch nicht aus. Bloß: „Wenn große Schritte nicht möglich sind, konzentrierst du dich eben auf die kleinen.“

Er sei wirklich doppelt in der Bredouille gewesen. „Einerseits sind alle Sponsorenverträge ausgelaufen, als die Firmen krisenbedingt in Panik waren, andererseits macht das Antikorruptionsgesetz die Sache schwierig.“ Eigentlich müsse er sich jetzt noch wundern, dass alle VIP-Karten verkauft worden sind. Die Tribünenplätze sind ja nach wie vor gratis und damit umso begehrter. Beim OGM hat Jagerhofer erheben lassen, dass mehr als 500.000Jugendliche aus Österreich einmal beim „Baggern“ dabei sein wollen. Aber Andrang hin oder her: „Platzmäßig habe ich das Maximum herausgeholt. Da geht nichts mehr.“

Beachvolleyball

Hannes JagerhofersBeachvolleyball-Grand-Slam: von 28.7. bis 2.8. Partys u.a. am 31.7. und 1.8. im Casino Velden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2009)

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