Crashkurs Führung: Wenn das Unternehmen wankt

Serie 20/22. Noch schwieriger als Projektkrisen (siehe Folge 19) sind Systemkrisen. Sie betreffen gleich die gesamte Organisation.

Große Krisen werfen ihre Schatten. Und sie machen Angst. Bevor Sie den Stier bei den Hörnern packen, müssen Sie ihre eigene Angst besiegen.

Fragen Sie sich, was das Schlimmste ist, das Ihnen passieren kann. Sie könnten Ihren Job verlieren? Dann überlegen Sie, wie Sie mit Ihrem persönlichen Worst Case umgehen. Gewöhnen Sie sich an diesen Gedanken, bis er Ihnen keine Angst mehr macht. Erst dann haben Sie den Kopf frei.

Stimmen Sie sich mit Top-Management und Führungskollegen ab und sprechen Sie erst dann mit Ihrer Mannschaft. Über den Flurfunk hat sie wahrscheinlich schon Gerüchte gehört. Sagen Sie offen alles, was Sie wissen (und sagen dürfen). Stehen Sie dazu, wenn Sie etwas nicht wissen oder nicht sagen dürfen. Versprechen Sie aber zu informieren, sobald Sie Klarheit oder grünes Licht haben. Bestehen Sie auf Loyalität zu Ihrer Geschäftsleitung – schimpfen und kritisieren führt zu nichts.

Verdoppeln Sie jetzt das Intervall Ihrer Jour fixes und Inforunden. Wenn Sie bisher wöchentlich zusammengetroffen sind, meeten Sie nun zweimal pro Woche. Ihre Präsenz gibt Ihrem Team Sicherheit und erhöht Ihre Glaubwürdigkeit. Zerkauen Sie nicht die Probleme, sondern richten Sie den Fokus auf Lösungen. Erläutern Sie Ihrem Team den Managementplan für das Unternehmen ebenso wie für Ihren Bereich.

Die besten Krisenmanager haben sieben Qualitäten:

  • Sie signalisieren, dass Sie zu Ihrer Verantwortung stehen (Integrität).
  • Sie lassen sich nicht leicht aus der Fassung bringen (Souveränität).
  • Sie sind so zielstrebig wie beharrlich (Entschlossenheit).
  • Sie gehen angemessene Risiken ein (Risikobereitschaft).
  • Sie wissen, was wichtig ist und was warten kann (Prioritätensetzung).
  • Sie können sich und andere mitreißen (Begeisterungsfähigkeit).
  • Sie behalten den Überblick und denken in Lösungen statt in Problemen (Ausgeglichenheit).
  • Selbst wenn kaum jemand alle sieben besitzt – bemühen Sie sich jetzt ganz besonders um Führungsstärke. Ihre Leute werden es Ihnen danken.

Noch etwas: Passen Sie jetzt ganz besonders auf Ihre Leistungsträger auf. Wer die besten Arbeitsmarktchancen hat, springt als Erster ab.

Nächste Woche:
Crashkurs Führung: Hilfe, ich muss Mitarbeiter kündigen

Alle früheren Folgen finden Sie hier.

Die Anregungen für diese Serie stammen aus
Mario Neumann: „Abenteuer Führung“, Campus Verlag

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