Crashkurs Führung: Hilfe, ich muss Mitarbeiter kündigen

Serie 21/22. Gegen Ende unserer Serie einer der Tiefpunkte eines Managerlebens: Trennungsgespräche.

Die Gerüchteküche brodelt, Unsicherheit greift um sich. Erwischt uns die Kündigungswelle?

Ersparen Sie Ihrem Team solche Ungewissheit. Sagen Sie, was Sie wissen und sagen dürfen (auch Unangenehmes) und reden Sie nichts schön. Je klarer Ihre Worte sind, desto weniger Leistungsfähigkeit geht verloren: Ihre Leute müssen sich die Infos dann nicht anderswo holen. Verstecken Sie sich auch nicht. Ist etwas schiefgelaufen, stehen Sie dazu.

Alea iacta sunt

Fällt dann tatsächlich die Entscheidung für Personalabbau, müssen Sie durch einen der Tiefpunkte im Managerleben: Mitarbeiter zu kündigen, die womöglich gar nichts dafür können.

Tun Sie das nicht im Vorbeigehen. Suchen Sie einen ruhigen Platz für das Gespräch und kommen Sie sofort und ohne Small Talk zum Punkt. Benennen Sie eine „Kündigung“ auch als solche – verschleiernde Bezeichnungen führen nur zu Missverständnissen und rechtlicher Unklarheit.

Geben Sie nötige Erklärungen, aber lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Hier ist Schweigen tatsächlich Gold: Je weniger Sie sagen, desto weniger machen Sie sich (und das Unternehmen) angreifbar. Häufiger Anfängerfehler: plappern, weil die Stille so unangenehm ist, und zu viel preisgeben.

Lassen Sie Ihrem Mitarbeiter Zeit, den Schock zu verdauen. Dann führen Sie ihn wieder auf die Sachebene zurückzu. Sagen Sie ihm, wie es nun weitergeht und besprechen Sie alle rechtlichen Notwendigkeiten, Fristen, Freistellung, Abfertigung etc. Finden Sie eine gemeinsame Sprachregelung für die Kollegen, damit er nicht das Gesicht verliert. Vereinbaren Sie, wenn nötig, ein baldiges Folgegespräch.

Geben Sie Ihrem Mitarbeiter zumindest für den Rest des Tages frei. Die wenigsten sind nach einer Kündigung in der Lage, weiterzuarbeiten, als wäre nichts geschehen.

Informieren Sie dann die Verbleibenden und kümmern Sie sich um sie. Passen Sie auf, das sie nicht den Mut verlieren. Erfahrungsgemäß sinkt das Leistungsniveau nun für etwa zwei Wochen. Nehmen Sie allen, so weit das möglich ist, die Angst, dass es sie als Nächste treffen kann.

Auch wenn es leichter gesagt als getan ist: Halten Sie die Moral hoch. Auch bei sich selbst. Sorgen Sie gerade jetzt für Ihr körperliches und seelisches Wohl.

Nächste Woche:
Crashkurs Führung: Krise überwunden, Patient gelähmt

Alle früheren Folgen finden Sie hier.

Die Anregungen für diese Serie stammen aus
Mario Neumann: „Abenteuer Führung“, Campus Verlag

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kolumnen

Crashkurs Führung: Wenn das Unternehmen wankt

Serie 20/22. Noch schwieriger als Projektkrisen (siehe Folge 19) sind Systemkrisen. Sie betreffen gleich die gesamte Organisation.
Kolumnen

Crashkurs Führung: Sieben todsichere Wege, noch tiefer in die Krise zu rutschen

Serie 19/22. Panik zu verbreiten hilft sehr, ein Projekt noch tiefer abstürzen zu lassen. Es gibt aber auch noch andere Methoden (bitte ironisch verstehen).
Kolumnen

Crashkurs Führung: Hilfe, mein Projekt stürzt ab

Serie 18/22. Was tun, wenn Ihr Projekt in Schieflage gerät?
Kolumnen

Crashkurs Führung: Zoff mit dem Chef

Serie 17/22. Manchmal liegt der Ärger an den Fehlern des Vorgesetzten. Manchmal an Ihren eigenen.
Kolumnen

Crashkurs Führung: Strategien schreiben ist leicht. Sie umzusetzen ein Kraftakt

Serie 16/22. Warum scheitern so viele großartige Strategien? Ihre nicht, natürlich. Weil Sie die folgenden Ratschläge beherzigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.