Aus Solidarität mit Jan Böhmermann lobte das britische Magazin "Spectator" einen Limerick-Wettbewerb aus. Gewonnen hat diesen ausgerechnet der Londoner Ex-Bürgermeister.
Ein Wettbewerb in Großbritannien um das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat einen überraschenden Gewinner hervorgebracht: Die Auszeichnung holte sich am Donnerstag der Londoner Ex-Bürgermeister und glühende Brexit-Befürworter Boris Johnson.
Die konservative britische Zeitschrift "The Spectator" hatte den Wettbewerb aus Solidarität mit dem ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann gestartet: Gefordert war ein reimender Fünfzeiler, ein sogenannter Limerick, zum Thema Erdogan. Der Sieger bekommt nun tausend Pfund (1290,57 Euro).
Johnsons Limerick handelt er unter anderem von einem "jungen Typen aus Ankara", der sich mit einer Ziege "die Hörner abstieß". Namentlich erwähnt wird der türkische Präsident nicht.
Dem Magazin sagte Johnson, wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land tun dürfen, "auch in der Türkei".
Johnson war früher Chefredakteur
Ob die Entscheidung für den Gewinner gänzlich unvoreingenommen gefällt wurde, darf allerdings angezweifelt werden - Johnson war früher Chefredakteur beim "Spectator". Mittlerweile steht er an der Spitze der Befürworter eines EU-Austritts Großbritanniens, über den die Bürger am 23. Juni in einem Referendum abstimmen.
Verbot gegen die "Schmähkritik"
Böhmermann hatte in seiner Sendung ein ausdrücklich als "Schmähkritik" angekündigtes Gedicht über Erdogan vorgetragen und es in den Kontext einer Diskussion über die Grenzen von Satire und Meinungsfreiheit gestellt. Erdogan geht seitdem juristisch gegen Böhmermann vor. Das Hamburger Landgericht hat Teile des Gedichts verboten.
Johnson bezeichnete die Ermittlungen gegen Böhmermann als "Skandal". Die Zeitschrift "The Spectator" nannte es nun "wunderbar", dass ein britischer politischer Anführer gezeigt habe, dass Großbritannien nicht vor dem "vermeintlichen Kalifen in Ankara" einknicken werde.
>> Der Limerick im "Spectator"
(APA/AFP)