Der österreichische Diplomat Wolfgang Petritsch fordert Trainingsprogramme für junge Syrer.
Wien. Der jahrelange Krieg hat ganze Städte in Trümmerwüsten verwandelt. Aleppos alte, prächtigen Gebäude sind nur noch Ruinen. So wie dem zerstörten Europa nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Marshallplan geholfen wurde, brauchte auch Syrien ein internationales Konzept zum Wiederaufbau, meint der österreichische Spitzendiplomat und Präsident der Marshallplan-Jubiläumsstiftung, Wolfgang Petritsch.
„Derzeit kann ein solches Programm nicht umgesetzt werden, da in Syrien nach wie vor Krieg herrscht. Die Planungen dafür müssen aber schon jetzt beginnen“, sagte Petritsch am Dienstag bei einer Pressekonferenz. So wie der Marshallplan ursprünglich für ganz Europa konzipiert war, müsse auch in einen Wiederaufbauplan für Syrien die gesamte Region miteinbezogen werden. Petritsch schlägt vor, schon jetzt in Europa – ganz im Geist der alten Marshallplanidee – für junge Syrer Trainingsprogramme für den Wiederaufbau anzubieten. Mitmachen könnten etwa Flüchtlinge, die dann zum Teil nach Syrien zurückkehren, sobald dort wieder Frieden herrscht. „Österreich sollte eine Pilotinitiative starten und zunächst für einige junge Syrer ein Sonderprogramm für eine Lehrlingsausbildung ins Leben rufen“, so Petritsch. „Es würden sicher viele Firmen sagen: Da machen wir mit.“
Die USA hatten ab 1948 mit dem nach ihrem Außenminister George C. Marshall benannten Projekt Westeuropa mit milliardenschweren Krediten und Zuschüssen wieder auf die Beine geholfen. Zudem gab es Ausbildungsprogramme. Die Marshallplan-Jubiläumsstiftung fördert den Austausch zwischen Studierenden und Forschenden aus den USA und Österreich. (w. s.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)