Organisationen und Privatinitiativen sammeln für die Angehörigen der Opfer. In Homosexuellen-Community ist Schock groß.
Wien/New York. Wahrzeichen in aller Welt, vom World Trade Center in New York bis zum Eiffelturm in Paris, erstrahlten in den Regenbogenfarben. Unzählige Bars haben demonstrativ die bunte Fahne der Homosexuellenbewegung ausgestellt. Schon in der Nacht auf Montag hatten Homosexuelle eine Nachtwache in der Christopher Street und vor dem Stonewall Inn im New Yorker West Village abgehalten – dem Epizentrum der Schwulenbewegung.
Im Juni 1969 hatte hier eine Razzia schwere Unruhen ausgelöst und so die Initialzündung gegeben für die Emanzipation der so genannten LGBT-Gemeinde, die Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle umfasst. Es war der Ausgangspunkt für die Christopher-Street-Day-Parade und den Gay-Pride-Monat, den die Szene inzwischen lautstark im Juni feiert.
Überall im Land gehen dieser Tage denn auch Regenbogenparaden über die Bühne, und die Nervosität angesichts möglicher Nachahmungstäter ist groß. In Los Angeles zog die Polizei schon am Sonntag einen Verdächtigen aus dem Verkehr. Allenthalben sammeln derweil Organisationen und Privatinitiativen für die Angehörigen der Opfer. Der Schock sitzt vor allem in Orlando tief: Hier hatte der Attentäter noch einen zweite Schwulen-Klub ausgespäht.
Vor einem Jahr zelebrierten die Schwulenaktivisten in den USA einen Triumph: Der Oberste Gerichtshof hob das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe auf und setzte somit die letzte Hürde für die Gleichberechtigung außer Kraft. In den vergangenen Jahren hatten immer mehr Bundesstaaten die Homosexuellen-Ehe zugelassen, und Hunderttausende haben davon inzwischen Gebrauch gemacht.
Giftanschlag auf Bar in New Orleans
Das Attentat in Orlando, dem Zentrum der Entertainment-Industrie in Florida samt Disney World, dem Harry-Potter-Themenpark und zahlloser anderer Vergnügungsstätten für Familien, hat prompt die Erinnerung an einen Giftanschlag auf eine Schwulenbar im French Quarter in New Orleans in Erinnerung gerufen, der im Jahr 1973 32 Todesopfer gefordert hatte. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2016)