Russland: EM-Ausschluss auf Bewährung und Geldstrafe

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Sollte es wieder zu Ausschreitungen von russischen Anhängern kommen, wird die Mannschaft aus dem Turnier ausgeschlossen.

Russland hat von der UEFA die Dunkelgelbe Karte bekommen und spielt bei der Fußball-EM in Frankreich nur noch auf Bewährung. Sollten die Fans des WM-Gastgebers 2018 nochmals durch Gewaltakte wie beim Auftaktspiel in Marseille gegen England auffallen, wird das russische Team disqualifiziert. Das entschied die Disziplinarkommission der UEFA am Dienstag in Paris.

Außerdem wurde von der Kommission unter dem Vorsitz des Österreichers Thomas Partl eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro verhängt. Der russische Fußballverband (RFU) könnte gegen das Urteil Berufung einlegen, will dies nach Aussage seines Vorsitzenden Witali Mutko aber nicht tun. "Wir werden die Entscheidung der UEFA respektieren, wie könnte es anders sein", sagte Mutko der Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Die Androhung gilt nur für Ausschreitungen innerhalb des Stadions und nicht für Hooligan-Aktionen außerhalb der EM-Arenen. Dies sehen die Disziplinarregeln der UEFA so vor. Das Exekutivkomitee hatte allerdings bereits am Sonntag eine Warnung ausgesprochen, dass ein Turnierausschluss auf Grundlage der Verbandsstatuten auch droht, wenn es nochmals zur Ausschreitungen in Spielorten kommen sollte.

Wiederholungstäter Russland

Die gleiche unmissverständliche Botschaft erhielt auch der englische Fußballverband, dessen Fans an den mehrtägigen Straßenschlachten in Marseille auch beteiligt gewesen waren. Einen Ausschluss hat es während einer Fußball-EM noch nie gegeben. England war 2000 wegen Ausschreitungen in Belgien ebenfalls mit einer Warnung belegt worden.

Russland spielt am Mittwoch (15.00 Uhr) in Lille gegen die Slowakei. England trifft 24 Stunden später im benachbarten Lens auf Wales, was die Sorge vor neuen Krawallen geschürt hat. Am Dienstag stoppte die französische Polizei bei Cannes einen Bus mit russischen Fans, denen die Ausweisung droht. "Sie werden ausgewiesen, weil sie nicht gekommen sind, um Fußball zu sehen. Es wird Zeit, dass Ruhe einkehrt. Es läuft eine EM, das ist ein Feiertag für den Fußball, aber alle reden nur über Schlägereien und Strafen", sagte Mutko dazu.

Teilweise maskierte russische Anhänger hatten am Samstagabend englische Fans im Stadion kurz vor Ende des Spiels im Stade Velodrome attackiert. Zudem wurden Feuerwerkskörper abgebrannt und rassistische Schmähungen gemacht. Dem vorausgegangen waren Ausschreitungen zwischen russischen, englischen und französischen Anhängern in der Hafenstadt in den Tagen vor dem Spiel.

Hooligans aus Russland hatten bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine randaliert. Der russische Verband war dafür mehrfach mit Geldstrafen belegt worden und gilt deshalb als Wiederholungstäter.

Was passiert beim Ausschluss?

Sollte Russland tatsächlich von der EM ausgeschlossen werden, würde das den Turniermodus durcheinanderbringen. Sollten alle Spiele einer suspendierten Mannschaft annulliert werden, blieben in der betroffenen Gruppe nur drei Teams übrig.

Die Punktbilanz des Dritten (die vier besten Drittplatzierten qualifizieren sich für das Achtelfinale) könnte dann nicht mehr mit den Drittplatzierten der anderen Gruppen verglichen werden. Eine Reaktion zu den drohenden Modus-Komplikationen gab es von der UEFA bisher nicht. Das Emergency Panel der UEFA müsste wohl eine Entscheidung treffen.

Eine mögliche Lösung: Für die Wertung werden nur die Spiele unter den drei Erstplatzierten jeder Gruppe herangezogen, die Ergebnisse gegen den Tabellenvierten werden gestrichen.

(APA/red.)

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