Der blutige Angriff auf ein Café in Dhaka zielte erstmals auf Ausländer. Regierung macht einheimische Terrorgruppe verantwortlich.
Dhaka.Wer waren die Angreifer, die im Lokal Holey Artisan Bakery im Diplomatenviertel in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ein Massaker mit mehr als 20 Toten verübten? Fest steht inzwischen: Sie stammten aus Bangladesch. Doch während sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag bekannte, gibt die Regierung einer einheimischen Islamistengruppe die Schuld: Mitglieder der verbotenen Jamaat-ul-Mujahideen Bangladesh (JMB) seien für das Blutbad verantwortlich, erklärte Innenminister Asaduzzaman Khan am Sonntag. Es gebe keine Verbindung zum Islamischen Staat. Regierungschefin Sheikh Hasina ordnete eine zweitägige Staatstrauer an.
Damit bleibt die Regierung des 160-Millionen-Einwohner-Staates ihrer Linie treu, die sie seit dem Beginn einer ganzen Serie von Attentaten radikaler Islamisten fährt: Sie leugnet hartnäckig die Existenz von IS oder dem Terrornetzwerk al-Qaida auf ihrem Territorium. Dabei hat sich die IS-Terrormiliz zu mehr als 20 der fast 50 Attentate bekannt, die das Land seit 2013 erschüttert haben.
Ausländische Terrorexperten halten eine Urheberschaft des IS dagegen durchaus für möglich. Der Angriff vom Sonntag unterscheidet sich zudem deutlich von den bisherigen Attentaten und könnte auf eine neue Phase der IS-Aktivitäten in dem Land hindeuten: Waren bisher vor allem Blogger, Journalisten, Intellektuelle und Vertreter von religiösen Minderheiten einzelnen Angriffen zum Opfer gefallen, so sind am Wochenende erstmals gezielt Ausländer ins Visier der Terroristen geraten. Die Idee war offenbar, so viele Menschen wie möglich zu töten. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 20 Geiseln (neun Italiener, sieben Japaner, ein Amerikaner, ein Inder, zwei Bangladeschis) sowie zwei Polizisten und sechs Angreifer. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.
Gut situiert und gebildet
Laut Innenminister Khan handelte es sich bei den Tätern ausnahmslos um gut ausgebildete und wohlsituierte junge Männer. Sie sollen demnach an der Universität studiert haben und aus wohlhabenden Familien stammen. Keiner von ihnen sei auf eine islamische Hochschule gegangen. Auf die Frage, warum sie sich radikalisiert hätten, antwortete er: „Es ist eine Mode geworden.“
Laut Armee wurden die meisten Opfer „brutal mit Stichwaffen“ ermordet. Überlebende berichteten, die Attentäter hätten bewusst nach Ausländern gefragt und den einheimischen Gästen des Cafés versichert, sie müssten keine Angst haben. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2016)