Der Sitz: Weltweit tätig, an der Donau daheim

(c) FABRY Clemens
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Von der Atom- bis zur Drogenbehörde: Insgesamt 16 UN-Organisationen sind von Wien aus aktiv, einige haben hier sogar ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

1 IAEO: Kampf gegen Kernwaffen und Malaria

Sie wacht mit Argusaugen über den Iran und Nordkorea – auch wenn letzteres Land die Inspektoren der IAEO gerade ausgewiesen hat: Im Versuch, die weltweite Verbreitung von Kernwaffen zu verhindern, ist die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) Teil der Weltpolitik. Wohl kaum eine in Wien ansässige Organisation ist so bekannt wie die IAEO, ihr Generaldirektor Mohamed ElBaradei erhielt gemeinsam mit seiner Organisation 2005 den Friedensnobelpreis.

Mit 2200 Mitarbeitern aus 90 Ländern überprüft die Organisation, die innerhalb der Vereinten Nationen einen unabhängigen Status genießt, ob Staaten ihre Kernprogramme für militärische Zwecke missbrauchen. Ihre rund 350 Inspektoren führen jährlich rund 2500 Überprüfungen vor Ort durch, auch ein Satellitensystem ist im Einsatz.

Die IAEO überwacht seit 1957 aber nicht nur den Atomwaffensperrvertrag, sie beschäftigt sich vor allem auch mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie, etwa in der sicheren Energiegewinnung. Sie gibt Sicherheitsempfehlungen für den Umgang mit radioaktivem Material und bietet Sicherheitsanalysen durch internationale Expertenteams. Gleichzeitig bearbeitet die IAEO auch Anwendungen in Bereichen wie der Medizin und Landwirtschaft. In ihrem Forschungszentrum in Seibersdorf widmet sie sich etwa dem Thema Insekten: Mit radioaktiver Strahlung sollen hier männliche Insekten unfruchtbar gemacht werden. So sollen langfristig Krankheiten wie Malaria oder die Schlafkrankheit, die von Insekten übertragen werden, ausgerottet werden.

Genau diese Aufgabe der IAEO, nämlich die friedliche Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten der Kerntechnik, will auch der designierte neue Chef der IAEO, der Japaner Yukiya Amano, betonen.

2 CTBTO: Für das Verbot von Atomtests

Ebenfalls mit Atomwaffen beschäftigt sich die CTBTO, die Organisation mit dem sperrigen Namen „Vorbereitungskommission für die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen“. Dieser Vertrag, den die 1996 gegründete CTBTO später einmal kontrollieren wird, soll Nukleartests verbieten und so die Entwicklung von Atomwaffen aufhalten. Länder, die noch keine Atomwaffen haben, könnten so auch an keine mehr kommen. Wer sie hat, soll sie nicht verbessern – und etwa zur Wasserstoffbombe weiterentwickeln. Sobald der Vertrag über das Testverbot in Kraft tritt, steht die Organisation mit einem weltweiten Überwachungssystem bereit. Dann werden 337 Anlagen laufend den Erdball nach Anzeichen für eine Nuklearexplosion überwachen. Rund 70 Prozent dieser Anlagen senden bereits heute ihre Daten an das internationale Datenzentrum in Wien.

3 UNODC: Gegen Drogen, Terror und Verbrechen

Internationaler Drogenschmuggel und Geldwäsche, Waffen- und Menschenhandel, Korruption und Terrorismus: Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ist von Wien aus allen Facetten des internationalen Verbrechens auf der Spur und unterstützt die Mitgliedstaaten bei deren Anstrengungen. Sie stellt Publikationen wie den Weltdrogenbericht oder Studien zum Koka- und Opiumanbau zur Verfügung, untersucht Ströme und Lieferketten, bildet Drogenexperten aus und engagiert sich in der Prävention von Drogensucht oder der Ausbreitung von HIV. Auch neue Formen des Verbrechens wie Cyberkriminalität, Identitätsbetrug, Umweltverbrechen oder Piraterie bekämpft die UNODC.

4Unido: Fortschritt für die Ärmsten der Welt

Wenn Indien den Bambus wiederentdeckt und afghanische Bauern ihre Produktivität erhöhen, dann steckt sie dahinter: die Unido. Ziel der Organisation für industrielle Entwicklung ist es, die Lebensqualität für Menschen in Entwicklungs- und Reformländern zu verbessern. Mit einem ganzen Netzwerk an Regional- und Länderbüros und unterschiedlichsten Initiativen und Projekten werden Unternehmensgründungen und Wachstum unterstützt, der Handel und umweltfreundliche Strategien gefördert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

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