Mystery Shopping deckte einige Betrugsfälle auf. Die umstrittene Maßnahme ist Teil des Pakets zur Betrugsbekämpfung.
Wien. Ab kommendem Jahr werden die Krankenkassen systematisch Testpatienten ausschicken, um Sozialbetrug in Arztpraxen aufzudecken. Diese von der Ärztekammer heftig bekämpfte Maßnahme ist im Vorjahr im Zuge der Steuerreform beschlossen worden und Teil des Maßnahmenpakets zur Betrugsbekämpfung.
Dass Krankenkassen Testpatienten einsetzen, ist aber nicht neu, die Wiener Gebietskrankenkasse macht das in Verdachtsfällen schon seit 2011. Dazu liegen jetzt offizielle Zahlen vor: Wie Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung bekannt gab, hat die Wiener Kasse bisher zwölf Arztpraxen auf diese Weise überprüft und dabei zwischen drei und 19 Testpatienten pro Quartal eingesetzt. Das Ergebnis: In acht der zwölf Fälle wurden Missstände oder Betrug nachgewiesen, sechs Mediziner verloren ihren Kassenvertrag, einer wurde verwarnt, in einem Fall das Magistrat als sanitäre Aufsicht informiert. In drei Ordinationen erwies sich der Verdacht als falsch, die Testpatienten fanden keine Hinweise auf vertragswidriges Verhalten. Und die zwölfte Ordination? Da musste der Testpatient unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Praxis war geschlossen, weil sich der Arzt in Untersuchungshaft befand.
Um welche Schäden es ging, kann die Gebietskrankenkasse nicht beziffern. Durch den Einsatz der Testpatienten hätten konkrete, aktuelle Missstände aufgezeigt werden können, heißt es in ihrer Stellungnahme. Rückschlüsse auf das Verhalten des Arztes in anderen Fällen seien zwar naheliegend, eine Bezifferung der Schäden wäre aber spekulativ. Genauere Auskünfte kann die Wiener Kasse darüber geben, wie teuer das Mystery Shopping sie kam: Im Laufe von fünf Jahren wurden 5220 Euro ausgegeben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2016)