Das ganze Jahr im Wasser: Wellenreiten im Fluss

Österreichs Wellen: Daniel Schur surft im Salzburger Almkanal.
Österreichs Wellen: Daniel Schur surft im Salzburger Almkanal.Daniel Schur
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In Österreich wird nicht das Meer geritten, sondern der Fluss. Für Anfänger empfehlen sich künstliche Wellen.

Angefangen hat alles mit dem Kajakfahrern. Sie waren ständig auf der Suche nach Wasserwalzen, die sie surfen konnten. „Irgendwann ist man auf die Idee gekommen, dass man die auch mit dem Board surfen kann“, erklärt Daniel Schur. Der 24-jährige Boku-Student ist selbst seit Jahren begeisterter Flusssurfer in Österreich. Und hat den Verein River Surfing Salzburg mitgegründet. Surfen in der Alpenrepublik. Wellenreiten im Land der Berge, das geht schon seit Jahren zusammen. Auch wenn es die wenigsten wissen. Dabei unterscheidet sich das Wellenreiten im Fluss in mancher Hinsicht wenig vom Meer.

Auch in Österreich sind die Surfer auf der Suche nach den besten Spots, nach den besten Wellen, die geritten werden können. Dafür braucht es allerdings Zeit und Geduld. An freien Tagen fährt Schur immer wieder zu Flüssen und sucht gute Stellen. Vieles wird von Freunden auch weitererzählt. Die Szene ist mittlerweile gut vernetzt. „Eine natürliche Welle zu finden und sie abzureiten, ist für mich das höchste überhaupt“, sagt Schur. Obwohl es im Winter schneit, lassen sich die Flusswellen das ganze Jahr über reiten. Vorausgesetzt man hat einen guten Neopren-Anzug.

Die beste Zeit dafür ist übrigens nicht im Sommer, sondern im Frühling. Wenn Regen fällt oder das Schmelzwasser von den Bergen ins Tal rinnt. Allein auf dem Fluss eine Welle zu reiten, davon rät Schur aber jedem Anfänger ab. „Auf einer natürlichen Flusswelle zu surfen, dazu gehören Mut und Erfahrung“, sagt Daniel Schur. Das wilde Wasser sei gefährlich, auch wegen der Strömungen. Weswegen Riversurf-Vereine in Österreich mittlerweile auch Sicherheitskurse anbieten.

Schwer berechenbar

Für Anfänger sei es besser, wenn sie das Flusssurfen auf einer künstlichen stehenden Welle lernten. Davon gibt es in Österreich mittlerweile einige wenige. Der Almkanal in Salzburg ist derzeit der Einzige, der das ganze Jahr über bis auf einige Wochen zu befahren ist. Obwohl es auch in Innsbruck und Graz künstlich geschaffene Wellen in Inn und Mur gibt, können die nur bei idealen Bedingungen befahren werden. Denn das Bauen von künstlichen Wellen in natürlichen Gewässern ist schwierig. „Es gibt einfach gewisse Dinge, die kann man nicht vorher berechnen“, sagt Schur. Ablagerungen zum Beispiel. Deswegen funktioniere der Almkanal so gut, weil es ein künstlich gebauter Kanal sei. Schur muss es wissen.

Seine Leidenschaft für das Surfen setzt er auch beruflich um. Er studiert Kultur- und Wassermanagement an der Boku in Wien – und will sich auch nach dem Studium mit dem Bauen von Flusswellen befassen. Denn die Szene ist sehr daran interessiert, neue Spots fahrbar zu machen. In einigen Bundesländern seien Projekte bereits geplant, erzählt er. Auch weil das Interesse am Flusssurfen stark zunimmt. Derzeit steht in Wien eine künstliche Standwelle am Schwarzenbergplatz. Anfänger können dort das Surfen in Kursen lernen. Auch im Almkanal finden Kurse statt, die können derzeit aber nur über die Universität gebucht werden. Wer will, kann die Wellen auch in Bratislava oder München probieren.

Wellenpark geplant

Oder auf große Projekte im eigenen Land warten: Der Skiverleih Sport Rudi in Kirchberg in Tirol plant zurzeit den ersten Wellenpark Österreichs, der täglich an die 1200 rollende zwei Meter hohe Wellen in einer 300 mal 115 Meter großen Lagune vor sich hinschieben soll. „Österreich ist auch nur ein Skiland geworden, weil wir Skianlagen gebaut haben“, argumentiert Geschäftsführer Florian Huter die Idee. Ein vergleichbarer Wavegarden steht aktuell schon in Nordwales, wo er aber noch technische Kinderkrankheiten auskuriert. Für das Tiroler Pendant wird derzeit noch die richtige Stelle evaluiert, danach soll die Finanzierung über 7,25 Millionen Euro geklärt werden. Deadline gibt es keine, vor 2019 sei allerdings nicht mit der Eröffnung zu rechnen. surftirol.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2016)

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