Das Daviscup-Trio mit den Melzer-Brüdern und Dennis Novak bestreitet heute seine Auftaktpartien in Kitzbühel. Ihre Chancen stehen gut, große Namen fehlen heuer.
Kitzbühel/Wien. Gleich vier Turniere stehen diese Woche auf dem Tourkalender der ATP. Das 500er-Event in Washington D.C., dazu die 250er in Gstaad, Umag und Kitzbühel. Dort ist mit dem Weltranglisten-Neunten, Dominic Thiem, auch der am höchsten platzierte Spieler im Einsatz, die restlichen Topstars bereiten sich für die kommenden Masters-1000-Turniere auf den nordamerikanischen Hartplätzen und die Olympischen Spiele in Rio vor.
In der Gamsstadt profitiert Thiem als Topgesetzter von einem Freilos, Österreichs Nummer eins wird erst am Mittwoch in den Einzelbewerb eingreifen. Die weiteren Gesetzten liegen zwischen Nummer 23 und 86 der Weltrangliste, die Namen sind zum Teil wohl nur Tennis-Insidern ein Begriff: Philipp Kohlschreiber, Marcel Granollers, Paolo Lorenzi, Lukáš Rosol, Dušan Lajović, Íñigo Cervantes und Jan-Lennard Struff. Im Vorjahr bereicherten immerhin noch Fabio Fognini und Andreas Seppi die Setzliste, die beiden Italiener hatten am Wochenende aber den Daviscup bevorzugt. Die einzigen früheren Kitzbühel-Champions im Hauptfeld sind Titelverteidiger Kohlschreiber und Granollers, der Sieger von 2013.
Russlands Nachwuchsstar
Der Deutsche Kohlschreiber, die Matchbilanz in seiner Kitzbüheler Wahlheimat lautet 13:7, hat bei seinem sechsten Antreten in Folge wie Thiem ein Freilos in Runde eins und trifft erst am Mittwoch auf Karen Chatschanow, 20. Russlands große Tennishoffnung besiegte den italienischen Qualifikanten Filippo Volandri 6:2, 6:4. Dem Moskauer ist einiges zuzutrauen, vor einem Monat ist ihm der Sprung in die Top 100 der Welt gelungen, in Kitzbühel feierte er nun seinen vierten Sieg auf der ATP Tour (Bilanz 4:4). Mit Roberto Bautista Agut hat er heuer bereits einen Top-20-Mann auf Sand geschlagen, außerdem einen Challenger-Titel gewonnen (Bilanz 23:8). Trainiert wird er vom Spanier Galo Blanco, immerhin zweifacher Semifinalist in Kitzbühel (1997, 2001). Der 1,98 Meter große Russe könnte Kohlschreiber mit seinem starken Aufschlag und seinem aggressiven Spiel also gleich zum Auftakt vor einige Probleme stellen.
Bevor aber Kohlschreiber und Thiem im Einsatz sind, bestreiten heute Jürgen und Gerald Melzer sowie Dennis Novak ihre Erstrundenpartien. Viel Zeit, um sich wieder auf Sandplatz und die Höhenlage in Kitzbühel einzustellen, blieb dem Trio nach dem Daviscup-Einsatz am Wochenende in Kiew nicht. Auf schnellem Hartbelag unterlag Österreich der Ukraine 2:3.
Melzer-Brüder im Einzel und Doppel
Jürgen Melzer, 35, trifft zum ersten Mal auf den Japaner Taro Daniel, 23. Für den Niederösterreicher ist es das erste Antreten auf ATP-Level seit dem Zweitrunden-Aus bei den US Open im September 2015. In der Zwischenzeit ist der Kitzbühel-Finalist von 2008 auf Platz 421 im Ranking zurückgefallen. Sollte gegen Daniel (ATP-113.) gewinnen, käme es zum zweiten Duell mit Dominic Thiem. Das bisher einzige gab es 2013 in Kitzbühel. Thiem siegte damals im Achtelfinale 7:5, 6:3.
Gerald Melzer (ATP-107.) bekommt es mit Sandplatzspezialist Albert Montanes, 35, zu tun. Der Spanier war einst die Nummer 22 der Welt, stand 2011 in Kitzbühel im Endspiel. Für Melzer, 26, ist das Treffen mit dem aktuell 122. im Ranking eine Gelegenheit zur Revanche. Das bisher einzige Duell verlor er im Vorjahr in der ersten Kitzbühel-Runde 4:6, 6:7.
Dennis Novak (ATP-198.) möchte seinen Achtelfinaleinzug aus dem Vorjahr wiederholen, er trifft erstmals auf Roberto Carballés Baena (ESP, ATP-106.). Außerdem spielt der 22-Jährige mit Dominic Thiem heute Doppel, es warten die Kitzbühel-Doppelsieger von 2012, Julian Knowle und der Tscheche Lukas Rosol. Gerald und Jürgen Melzer müssen gegen Wesley Koolhof/Matwe Mideelkoop (NED) bestehen. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2016)
