Türkische Regierung versetzt 170 Generäle

Binali Yildirim (Mitte), Fikri Isik (rechts)
Binali Yildirim (Mitte), Fikri Isik (rechts) Reuters
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Nach dem gescheiterten Militärputsch wurden bereits Tausende Soldaten ihrer Posten enthoben oder festgenommen. Die weitere Entlassung von Militärangehörigen sei nicht abgeschlossen, so Verteidigungsminister Fikri Isik.

Die türkische Regierung treibt nach dem Putschversuch den Umbau des Militärs voran und schließt weitere Entlassungen auch ranghoher Soldaten nicht aus. Fast 170 Generäle seien innerhalb des Militärs versetzt worden, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Erlass des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Unterzeichnet wurde das Dekret zudem von Ministerpräsident Binali Yildirim und Verteidigungsminister Fikri Isik. Danach wurden 94 Generäle der Landstreitkräfte, 22 Admiräle, 44 Luftwaffengeneräle und sieben weitere Generäle auf neue Posten versetzt.

Isik sagte dem Fernsehsender CNN Türk, die Entlassung von Militärangehörigen sei nicht abgeschlossen. Weitere Soldaten könnten geschasst werden, sollte es nötig sein. Nach dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli wurden bereits Tausende Soldaten ihrer Posten enthoben oder festgenommen. Mehr als 300 am Umsturzversuch beteiligte Soldaten seien noch auf freiem Fuß und würden gesucht, sagte Verteidigungsminister Isik. Darunter seien neun Generäle. Die Militärangehörigen hielten sich vermutlich noch immer in der Türkei auf.

Insgesamt hat die Regierung bisher mehr als 60.000 Soldaten, Polizisten, Richter, Staatsanwälte und Lehrer festgenommen oder suspendiert, die Anhänger des Predigers Fethullah Gülen sein sollen. Erdogan hält den in den USA im selbst gewählten Exil lebenden Gülen für den Drahtzieher des Putschversuches. Er soll ein Netz geschaffen haben, dass Militär, Verwaltung und Justiz in der Türkei durchzieht, und nach der Absetzung der Regierung streben. Gülen bestreitet eine Verwicklung in den Putschversuch.

(APA/Reuters)

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