Die Nato untersuche den Vorfall derzeit gründlich, um die genaue Zahl der zivilen Opfer feststellen zu können.
Die Nato hat zugegeben, dass bei dem Luftangriff am Freitag im Norden Afghanistans Zivilisten verletzt und getötet wurden. In einer am Dienstag in Kabul veröffentlichten Erklärung der Nato-geführten Truppe ISAF heißt es, erste Untersuchungen ließen die ISAF davon ausgehen, "dass Aufständische, aber auch Zivilisten durch den Luftangriff getötet und verletzt wurden". Die Nato untersuche den Vorfall derzeit gründlich, um die genaue Zahl der zivilen Opfer feststellen zu können.
Die Afghanistan-Schutztruppe ISAF hat einen kanadischen Generalmajor mit der Leitung der Ermittlungen zu dem Raketenangriff bei Kunduz beauftragt. Dem Untersuchungsteam gehören außerdem ein deutscher Bundeswehroffizier und ein amerikanischer Luftwaffenoffizier an, wie die ISAF am Dienstag in Kabul mitteilte.
Staatsanwaltschaft Leipzig überprüft
Ermittlungen auch in Deutschland: Die Staatsanwaltschaft in Potsdam hat die Vorermittlungen zu dem Nato-Luftangriff in Afghanistan an die Staatsanwaltschaft in Leipzig abgegeben. Die dortige Behörde prüfe nun, ob gegen den verantwortlichen Oberst, der seinen Dienstsitz in Leipzig hat, ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet werden muss, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Potsdam am Dienstag. Der Überprüfungsvorgang sei wegen des "sehr komplexen Sachverhalts" bereits in diesem frühen Stadium "an die Kollegen abgegeben worden".
Mehrere Dutzend Menschen wurden bei dem von der deutschen Bundeswehr angeforderten Nato-Luftangriff auf zwei gestohlene Tanklastwagen in der Nähe des deutschen Stützpunktes in Kunduz getötet. Umstritten ist, wie viele der Opfer Taliban-Insurgenten und wie viele Zivilisten waren. Das deutsche Verteidigungsministerium gab bisher die Zahl von 56 getöteten Taliban an, der Provinzgouverneur von Kunduz, Mohammad Omar, sprach am Sonntag von 54 Todesopfern, unter ihnen sechs Zivilisten. Eine afghanische Menschenrechtsorganisation schätzt die Zahl der bei dem Angriff getöteten Zivilisten auf 60 bis 70. In ihrer ersten Stellungnahme hatte die NATO am Freitag erklärt, unter den Toten seien ausschließlich Extremisten.