So werden die Unterrichtsstunden berechnet

Das Unterrichtsministerium legt die Art der Berechnung vor.

Lehrervertreter haben am Mittwoch die Redlichkeit des Bildungsministeriums bei der Berechnung der Arbeitszeit der Lehrer angezweifelt. In der OECD-Studie "Bildung auf einem Blick" seien falsche Zahlen veröffentlicht worden. Das Ministerium hat nun die Berechnungen vorgelegt, auf denen die Daten in der Studie beruhen.

Laut dem aktuellen Bericht "Bildung auf einem Blick" beträgt die Zahl der "Netto-Unterrichtsstunden" in Österreich 774 in der Volksschule und 607 in der Sekundarstufe I (Hauptschule und AHS-Unterstufe) und 589 Stunden im Sekundarbereich II (AHS-Oberstufe, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Polytechnische Schulen und Berufsschulen). Das liegt deutlich unter dem OECD-Schnitt von 798 (Volksschule) bzw. 709 Stunden und 653 Stunden.

Und so kommt das Unterrichtsressort auf diese Zahlen: Im Volksschulbereich wird von einer Lehrverpflichtung von 22 Schulstunden pro Woche ausgegangen, umgerechnet auf 60 Minuten ergibt das 18,33 Stunden. Weil nach den Vorgaben der OECD im Volksschulbereich die Pausen, in denen der Lehrer in der Klasse ist, zur Unterrichtszeit dazu zählen, kommen 40 Minuten Pausenaufsicht pro Tag bzw. 3,33 Stunden pro Woche zur Unterrichtszeit dazu. Macht in Summe 21,67 Stunden Unterrichtszeit pro Woche, bzw. 4,33 Stunden pro Tag. Die OECD rundet in diesem Fall auf eine Kommastelle, also 4,3 und multipliziert mit den 180 Unterrichtstagen pro Jahr. Das ergibt für Volksschullehrer 774 Netto-Unterrichtsstunden pro Jahr.

Im Sekundarbereich I erfolgt die Berechnung genau so, allerdings ist die Sache komplizierter, weil hier sowohl Hauptschul- als auch AHS-Lehrer berücksichtigt werden müssen. Im Hauptschulbereich wird von 21 Stunden Lehrverpflichtung bzw. 17,5 Stunden à 60 Minuten ausgegangen. In der AHS-Unterstufe geht das Ministerium von 19 Stunden Unterrichtsverpflichtung aus, das sind 15,83 Stunden zu je 60 Minuten. Dann werden diese Werte mit den jeweiligen Lehrerzahlen in der Hauptschule und AHS-Unterstufe gewichtet. Das Ergebnis sind 16,85 Stunden zu je 60 Minuten pro Woche bzw. 3,37 Stunden pro Tag. Dieser Wert (von der OECD mit zwei Kommastellen gerechnet) mal 180 Unterrichtstagen pro Jahr ergibt die in der OECD-Studie genannten Netto-Unterrichtsstunden von 607 für den Sekundarbereich I.

Im Sekundarbereich II wird die Höhe der Unterrichtsverpflichtung an der verschiedenen Schultypen ebenfalls auf Basis der jeweiligen Zahl der Lehrer gewichtet. Daraus errechnen sich laut Unterrichtsministerium 16,36 Stunden pro Woche. Über das Jahr betrachtet unterrichtet ein Lehrer der Sekundarstufe II demnach 589 Stunden zu je 60 Minuten.

(APA)

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