Deutsche Lehrer bezeichnen OECD-Studie als "ignorant"

Deutschland liegt bei den Ausgaben für Bildung auf einem der letzten Plätze der OECD-Bildungsstudie. Nun wird Kritik an der Vergleichbarkeit laut.

Wie in Österreich gibt es auch bei den Nachbarn Kritik an der OECD-Bildungsstudie. So bezeichnete der Deutsche Lehrerverband diese als "höchst einseitig und ignorant". "Die OECD hat erneut bewiesen, dass für sie Quote vor Qualität und Pauschalität vor Differenzierung geht", sagte Verbandspräsident Josef Kraus am Mittwoch in Berlin. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte, die Zahlen aus anderen Industrieländern seien wegen deutscher Besonderheiten teils nicht mit denen der Bundesrepublik vergleichbar.

Nach der am Dienstag veröffentlichten OECD-Studie liegt Deutschland bei den Ausgaben für Bildung auf einen der letzten Plätze. Hierzulande lagen die Ausgaben dafür 2006 bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, im internationalen Schnitt bei 6,1 Prozent. Der Absolventen-Anteil je Jahrgang in Deutschland stieg zwar von 14 Prozent (1995) auf 23 Prozent (2007). Im OECD-Schnitt wuchs er im selben Zeitraum von 18 auf 36 Prozent.

Kraus sagte, die OECD müsse endlich zur Kenntnis nehmen, dass in Deutschland zwei Drittel der jungen Leute ihren Weg in die berufliche Existenz über eine weltweit anerkannte berufliche Bildung nähmen. "Das ist auch der Grund dafür, dass Deutschland mit weniger als zehn Prozent eine der international niedrigsten Quoten jugendlicher Arbeitsloser hat." Andere Länder dagegen, die mit hohen Quoten an sogenannten Akademikern vermeintlich glänzten, lägen hier bei erschreckenden 20 und mehr Prozent.

Die OECD ignoriere zudem, dass die Wertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft zu erheblichen Teilen aus dem Mittelstand komme. Dieser wiederum trage sich vor allem mit beruflich hervorragend qualifizierten Leuten, die keine Hochschule besucht hätten.

Schavan verteidigte trotz der schlechten OECD-Noten für das deutsche Bildungssystem ihre Politik ebenfalls. Sie sei sehr erfolgreich gewesen, sagte die CDU-Politikerin im ZDF-Morgenmagazin. "Es ist Dynamik drin." Einige Zahlen seien nicht miteinander vergleichbar.

So werde zum Beispiel das deutsche Bafög (die staatliche Ausbildungsförderung, Anm.) nicht als Bildungsausgabe mitgerechnet, wohl aber die hohen Studiengebühren in den USA, sagte Schavan zum schlechten Abschneiden bei den Bildungsausgaben. Auch spiegle sich die sehr erfolgreiche berufliche Bildung zum Gesellen und Meister nicht ausreichend in den OECD-Zahlen wider. Im übrigen lägen die jüngsten Zahlen zum Beispiel bei der Quote der Studienanfänger mit 39 Prozent über denen im OECD-Bericht, die sich auf das Jahr 2007 beziehen.

Die Ministerin sagte, nach jahrelanger Stagnation habe sich in den vergangenen vier Jahren viel getan. Sie bekräftigte das Ziel, die Bildungsausgaben von unter fünf auf sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Der Bildungsgipfel zeige: "Es ist gar nichts gescheitert."

(AP)

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