Stadler zieht Parallelen zwischen Abtreibung und KZs

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Archivbild: Ewald Stadler(c) APA (Herbert Neubauer)
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Abtreibung sei Tötung, so der BZÖ-Abgeordnete in einem Interview. "Moralisch führen die gleichen Gleise in die Vernichtungslager der Nazis." SPÖ, ÖVP und Grüne kritisieren die Aussagen, das BZÖ distanziert sich.

Der BZÖ-Abgeordnete Ewald Stadler hat in der aktuell schwelenden Debatte über die Fristenregelung das Wort ergriffen und dabei Parallelen zum Holocaust gezogen. "Ich halte es mit Bischof Andreas Laun, der gemeint hat, moralisch führen die gleichen Gleise zur Abtreibung und in die Vernichtungslager der Nazis", sagt er in der aktuellen Ausgabe des Magazins "News". Er hat dafür heftige Schelte von SPÖ, ÖVP und Grüne einstecken müssen, seine eigene Partei distanziert sich von den Aussagen.

Für Stadler stellen Abtreibungen "nach unserer Rechtsordnung eine Tötungshandlung" dar: "Wer Lehren aus der Geschichte gezogen hat, kann nicht wie der Wiener Bürgermeister Michael Häupl heuchlerisch diejenigen ehren, die für die Massentötungen verantwortlich sind". Stadler hatte zuletzt auch an der Demonstration von Abtreibungsgegnern gegen die 30-Jahr-Feiern des Wiener Ambulatoriums "pro:woman" teilgenommen.

Frauenberger: "Unheilige Allianz"

Kritik an Stadlers Aussagen gibt es vonseiten der SPÖ, ÖVP und der Grünen: Die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) nennt die Aussagen "unappetitliche Auswürfe einer unheiligen Allianz" zwischen Bischof Laun und Stadler. Die Fristenregelung mit Konzentrationslagern zu vergleichen, sei ein "kaum zu überbietender Höhepunkt an Widerwärtigkeit und Geschmacklosigkeit in der aktuellen Debatte um Schwangerschaftsabbrüche" und komme einer Verhöhnung der Millionen Opfer des Nazi-Regimes gleich, so Frauenberger.

Die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner warf Stadler vor, "Frauen, die eine schwere Entscheidung getroffen haben, mit dem vorsätzlich geplanten und industriell organisierten Holocaust" zu vergleichen. SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz forderte Stadler zum Rücktritt auf.

Die ÖVP-Abgeordnete und Familiensprecherin Ridi Steibl findet "derartig jenseitige und skandalöse Aussagen eines österreichischen Abgeordneten nicht würdig".

BZÖ: "Persönliche Meinung Stadlers"

Das BZÖ hat sich von den Aussagen Stadlers vorsichtig distanziert. "Wir stellen die Fristenlösung in keiner Weise in Frage", sagte BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner. Die Aussagen würden Stadlers "persönliche Meinung" darstellen. Er könne nicht erkennen, dass Stadler den KZ-Vergleich gezogen habe, er habe lediglich auf Laun verwiesen. "Aussagen von kirchlichen Würdenträgern kommentiere ich prinzipiell nicht", sagte er dazu. Und in punkto Stadler gelte generell, dass das BZÖ "als Partei mit liberaler Stoßrichtung" das "Recht der freien Meinungsäußerung" vertrete.

Rechtliche Schritte wegen KZ-Vergleichs?

Im Vorfeld dieser Protestkundgebung am vergangenen Donnerstag war auch ein Fax von Abtreibungsgegnern kursiert, in dem gynäkologische Ambulatorien als Massenvernichtungsstätten bezeichnet und mit Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg verglichen wurden. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), eine der Adressaten des Faxes, kündigte daraufhin eine rechtliche Prüfung des Vergleichs an.

(APA/Red.)

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