Blutbad in Türkei: IS verdächtigt

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Ein zwölf- bis 14-jähriger Bub soll sich in Gaziantep gesprengt und mehr als 50 Hochzeitsgäste mit in den Tod gerissen haben.

Gaziantep/Ankara. Nach dem Selbstmordanschlag auf eine kurdische Hochzeitsgesellschaft in der südosttürkischen Großstadt Gaziantep nahe der syrischen Grenze, der in der Nacht auf Sonntag mindestens 51 Menschenleben gefordert hat, ist die Erschütterung auch weltweit enorm. Zahlreiche Politiker, von Russlands Präsident, Wladimir Putin, über Österreichs Außenminister, Sebastian Kurz, bis hin zu Deutschlands Kanzlerin, Angela Merkel, und Papst Franziskus, sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus und betonten die Wichtigkeit des Kampfes gegen den Terror.

Der Sprengsatz explodierte inmitten einer feiernden Menschenmenge auf offener Straße im Beybahçe-Viertel von Gaziantep. Überproportional viele der Toten sowie der mehr als 70 Verletzten sind Frauen und Kinder – es soll sich nämlich um eine sogenannte Henna-Nacht gehandelt haben, die Nacht vor der eigentlichen Hochzeit, zu der sich vor allem Frauen zum Feiern versammeln. Das Brautpaar überlebte verletzt.

Mittlerweile gehen die türkischen Sicherheitskräfte davon aus, dass die Tat dem sogenannten Islamischen Staat zuzurechnen ist. Gleich gegenüber in Syrien kontrolliert der IS ein großes zusammenhängendes Gebiet und steht mit kurdischen Milizen im Kampf; eine davon, die YPG (Kurdische Volksverteidigungseinheit), ist ein wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen den IS und hat in den vergangenen Wochen in Syrien bedeutende Geländegewinne gegen den IS gemacht.

Ein Jugendlicher als Massenmörder

Besonders bizarr: Der Attentäter, der sich in die Luft gesprengt hat, soll nach Angaben des türkischen Staatspräsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, ein Jugendlicher im Alter von etwa zwölf bis 14 Jahren gewesen sein. Minderjährige und Kinder sind bisher wohl etwa im Irak, in Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria als Waffe eingesetzt worden, noch nie aber in der Türkei.

Die türkische Regierung hat den IS wiederholt für Anschläge im Land verantwortlich gemacht. Die Miliz bekannte sich bisher aber zu keinem der ihr zugeschriebenen Anschläge in der Türkei. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2016)

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