ORF-Finanzdirektor Andreas Nadler: Der Unpolitische

Sitzung des ORF-Stiftungstrates und Bestellung der Direktorinnen und Direktoren
Sitzung des ORF-Stiftungstrates und Bestellung der Direktorinnen und Direktoren(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
  • Drucken

Der Oberösterreicher war für zahlreiche kaufmännische Direktoren des ORF tätig. Der scheidende Finanzdirektor Richard Grasl nennt ihn einen "hervorragenden Experten". Er steht vor einer Mammutaufgabe, denn 2017 droht dem ORF eine gewaltiges Finanzlücke.

Andreas Nadler ist die Überraschung im neuen Direktorenteam von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Nachdem politische Absprachen um den Posten des Kaufmännischen Direktors zwischen SPÖ und ÖVP gescheitert waren, wurde Nadler über Nacht als hausinterne und unpolitische Fachlösung für die Funktion des neuen Finanzdirektors aus dem Hut gezaubert.

Nadler kennt den ORF seit vielen Jahren. Der 46-Jährige war in den vergangenen Jahrzehnten der Schatten zahlreicher Kaufmännischer Direktoren des öffentlich-rechtlichen Senders. Nadler fungierte als Büroleiter des früheren ÖVP-nahen Kaufmännischen Direktors Peter Radel und übte diese Funktion später auch für den SPÖ-nahen Wrabetz aus, als dieser noch Finanzchef des ORF war. Zwischenzeitlich war er auch operativer Leiter der ORF-Vermarktungstochter Enterprise.

Nadler wurde 2003 Leiter der ORF-Finanzwirtschaft

2003 wurde der am 12. Februar 1970 in Wels geborene Nadler Leiter der ORF-Finanzwirtschaft. Zu dieser Hauptabteilung in der Kaufmännischen Direktion gehören die Bereiche Buchhaltung und Bilanzierung, Personalverrechnung, das Beteiligungs- und Veranlagungsmanagement des Senders sowie das Controlling der ORF-Töchter. Als fachlich kompetenter Manager, der die ORF-Finanzen im kleinen Finger hat, wird Nadler allseits beschrieben.

Selbst der Ende des Jahres ausscheidende Finanzdirektor Richard Grasl, der lieber seine rechte Hand Roland Weissmann auf dem Posten des Finanzdirektors gesehen hätte, streute Nadler nach seiner Bestellung Rosen. "Nadler ist ein hervorragender Experte, er war sieben Jahre mein Stellvertreter, und er wird diese Aufgabe sehr gut machen", so Grasl.

Eine Lücke von 100 Millionen Euro

Auf den neuen Kaufmännischen Direktor kommt mit dem Budget 2017 gleich eine Riesenaufgabe zu. Genehmigt der ORF-Stiftungsrat im Herbst nicht die in der mittelfristigen Finanzvorschau des Senders angesetzten 10-prozentige Erhöhung beziehungsweise Inflationsanpassung der Programmentgelte, droht dem Sender im kommenden Jahr eine Finanzlücke von 30 bis 50 Millionen Euro pro Jahr, wie Finanzdirektor Grasl in seinem Bewerbungskonzept zur Generaldirektorswahl angedeutet hatte.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ORF-Stiftungsrat: Team von ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz mit klarer Mehrheit bestellt
Medien

ORF-Direktorenwahl für Redakteure "unwürdiges Schauspiel"

Der Redakteursrat des ORF begrüßt die Bestellung von Finanzdirektor Andreas Nadler – und übt heftige Kritik an parteipolitischen Besetzungen. Vor allem jene im Burgenland sei "ein katastrophales Zeichen für den unabhängigen Journalismus“.
�VP-BUNDESPARTEILEITUNGSSITZUNG IN WIEN: AMON
Medien

ORF-Direktoren: ÖVP reagiert kühl auf rote Begeisterung

Aus der "Sternstunde", wie Thomas Drozda die Wahl nannte, könnte eine "Sternschnuppe" werden, meint Werner Amon.
SITZUNG DES ORF-STIFTUNGSRATS MIT WAHL DIREKTORIUM UND LANDESDIREKTORIUM: WRABETZ
Medien

Ein „Kuhhandel“ ohne Konsens

Alexander Wrabetz lobt die neue ORF-Direktorenmannschaft als "Team der absoluten Kompetenz". Anderen fehlt frischer Wind von außen.
ORF-Stiftungsrat: Team von ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz mit klarer Mehrheit bestellt
Medien

Wer ist der „geheime Finanzdirektor“?

Mit Andreas Nadler hat kaum jemand gerechnet. Das Who-is-Who der zwei neuen und zwei wiederbestellten ORF-Direktoren.
SITZUNG DES ORF-STIFTUNGSRATS MIT WAHL DIREKTORIUM UND LANDESDIREKTORIUM
Medien

ÖVP unterliegt im Ringen um ORF-Finanzchef

Die ÖVP forderte zwei Direktorenposten und bekam keinen. Nun wird Andreas Nadler Finanzdirektor. Das bedeutet einen Bruch zwischen SPÖ und ÖVP.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.