Der Hauptverdächtige Rahami, der übers Wochenende vier Sprengfallen in New York und New Jersey gelegt hatte, radikalisierte sich in Pakistan.
Washington. Sie kamen als kleine Buben aus gewaltzerrütteten Gesellschaften in die USA. Sie fügten sich rasch in die amerikanische Jugendkultur ein. Doch sie mussten auch zusehen, wie ihre Väter wirtschaftlich scheiterten und ihre Familien nicht zusammenhalten konnten. Nach Konfrontationen mit der Justiz und Reisen in ihre alte Heimat kehrten sie als religiöse Extremisten zurück, die sich von ihrer westlichen Umwelt abwandten: Ahmad Khan Rahami, der übers Wochenende vier Sprengfallen in New York und New Jersey gelegt und in einem Fall damit 29 Menschen verletzt hatte, ähnelt in vielen Aspekten Tamerlan Tsarnaev, dem älteren der beiden tschetschenischstämmigen Boston-Bomber vom April 2014.
Urlaub in Taliban-Hochburg
Rahami wurde von der US-Bundespolizei FBI und anderen Sicherheitskräften am Montag schlafend im Eingang einer Bar in der Gemeinde Linden, New Jersey, aufgefunden und nach einem Feuergefecht festgenommen.
1988 in Afghanistan geboren, kam Rahami mit seinen Eltern in die USA. Er ging in New Jersey in die Schule, eine Hühnergrillbude lieferte der mit der Zeit acht Kinder zählenden Familie ein mageres Einkommen von durchschnittlich 1447 Dollar pro Monat, wie Vater Mohammad 2005 in seinem Konkursantrag angab. Er habe 100 Dollar auf seinem Konto und mehr als 45.000 Dollar Schulden. Von seiner Frau war er da schon getrennt, Sohn Ahmad hatte eine uneheliche Tochter mit einer dominikanischen Freundin und drei Monate U-Haft hinter sich, nachdem er seine Schwester mit einem Messer attackiert hatte. Mehrfach reiste er nach Pakistan, sein letzter Aufenthalt in der Taliban-Hochburg Quetta dauerte 2014 mehr als ein Jahr, dort hatte er geheiratet. Nach mehrfacher Urgenz erhielt seine Frau ein US-Visum. Ob sie es nutzte, ist noch unklar. Rahami ließ sich einen Bart wachsen und zog sich zurück. „Er wurde ernst und schloss sich total ab“, sagte einer seiner Freunde zur „New York Times“. (go)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)