"Es hat einen Mordstrum-Kracher gemacht"

In Allentsteig, der Stadt neben dem Truppenübungsplatz, war die fehlgeleitete Bundesheer-Granate am Donnerstag Tagesgespräch.

"Wesentlich ist, dass kein menschliches Leid entstanden ist." Der Bürgermeister von Allentsteig, Andreas Kramer, zeigte sich am Donnerstag erleichtert, dass durch die vom Ziel abgewichene Granate niemand verletzt worden war. Er sprach von einem "unangenehmen" Vorfall, der aber das Verhältnis der Stadt zum Bundesheer - ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die Menschen in der Region - nicht trüben dürfe.

Wie Verteidigungsminister Norbert Darabos ging Kramer am Kalvarienberg von Haus zu Haus und sprach mit den Betroffenen, die trotz des unwirtlichen Wetters - es schüttete heftig - großteils vor ihren Häusern standen, sich über das Geschehen unterhielten und auf die Schadenskommission warteten. Soldaten sicherten die Stelle auf der Straße ab, wo die Granate - drei Kilometer von ihrem eigentlichen Ziel entfernt - niedergegangen war.

"Es hat einen Mordstrum-Kracher gemacht, dass man geglaubt hat, das Trommelfell platzt", schilderte eine Anrainerin, die den Einschlag des Geschoßes im Garten ihres Hauses gehört hatte. Ihr eben heimkommender Mann hatte großes Glück, unverletzt geblieben zu sein: Er bog mit seinem Wagen gerade um die Kurve, als die Granate vor ihm niederging und ein etwa 50 Zentimeter tiefes Loch in den Asphalt schlug. Die Löcher in seinem Pkw - u.a. in der Fahrertür - zeugen von den Splittern, die das Blech durchschlugen.

Büsche entlaubt und zerfetzt

Die Splitter wurden zig Meter weit geschleudert, die Büsche der ansonsten grünen, dichten Gartenhecke neben dem Einschlagsloch wurden durch die Druckwelle entlaubt und teilweise zerfetzt. Fassaden und Dächer wurden beschädigt, Fensterscheiben gingen zu Bruch. "Alle rannten aus den Häusern, dann haben wir die Polizei angerufen, auch die Rettung war gleich da", erzählte die Frau - wie alle in Allentsteig froh, dass niemandem physisch etwas passiert war. Seit 35 Jahren lebt das Ehepaar hier - so etwas hat es noch nie erlebt.

"Stell dir vor, das fallt in ein Haus hinein" - Auch in einem Cafe in der Stadt war der unglaubliche Zwischenfall am Donnerstag Tagesgespräch. Als die Nachrichten die Hintergrundmusik aus dem Radio unterbrachen und Allentsteig Thema war, wurde es mucksmäuschenstill im Lokal. "Alle hat's g'rissen", schilderte die Kellnerin den lauten "Pumperer" gestern Abend. Ein Gast, ein pensionierter "Bundesheerler", habe gleich gemeint: "Jetzt is ane wo verkehrt eini g'saust."

(APA)

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