Nach dem Einschlag einer Artilleriegranate in einer Siedlung der Stadt Allentsteig (NÖ) versuchten Experten den Grund für die Fehlleitung zu klären. Ein Offizier übt Kritik: "Es wird zu selten am Gerät geübt."
WIEN/ALLENTSTEIG (stög.). Am Tag nach dem Einschlag einer Artilleriegranate in einer Siedlung der Stadt Allentsteig (NÖ) versuchten Experten am Donnerstag den Grund für die Fehlleitung zu klären. Wie berichtet war die Granate nicht in ihrem ursprünglichen Ziel auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes, sondern in bewohntem Gebiet aufgeschlagen. Die Abweichung zwischen dem geplanten und dem tatsächlichen Ziel beträgt laut Bundesheer drei Kilometer. Zwar wurde niemand verletzt, es entstand aber Sachschaden an einem Pkw, an Häusern und einer Straße.
„Seit den frühen Morgenstunden sind Experten der Untersuchungskommission am Unglücksort, um die Ursache herauszufinden. Außerdem werden die Schäden aufgenommen und sofort finanziell abgegolten“, berichtet Heeressprecher Michael Bauer. Auch ein Munitionstechniker soll zur Aufklärung beitragen. Verteidigungsminister Norbert Darabos begab sich Donnerstagfrüh zum Unglücksort. Er meinte, die Bevölkerung von Allentsteig habe großes Vertrauen in das Bundesheer, daher dürfe ein derartiger Vorfall „einfach nicht passieren“.
Das Scharfschießen fand während einer Übung der Militärakademie statt. Sechs Geschütze M109 des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4 aus Allentsteig gaben aus dem Feuerstellungsraum Wildings sechs Schüsse ab. Ziel war der Raum Großpoppen, ein verfallenes Dorf inmitten des Übungsplatzes. Dabei schlug dann eine Sprenggranate (Kaliber 15,5 cm) in der Siedlung am Ortsrand von Allentsteig auf.
„Nach der Berechnung der Zielkoordinaten können die Artilleristen innerhalb kürzester Zeit aus vielen Kilometern Entfernung punktgenau Ziele treffen“, heißt es auf der Homepage des Bundesheeres. Dass das in diesem Fall nicht so war, dürfte auf „menschliches Versagen“ zurückzuführen sein, mutmaßt ein hoher Offizier im Gespräch mit der „Presse“. Er kritisiert zudem, dass durch Einsparungen „einfach zu selten am Gerät geübt“ werde.
Die Panzerhaubitze M109 ist an den Standorten Allentsteig, Mistelbach und Feldbach stationiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2009)