Leipzig: IS-Terrorist bat in sozialen Netzwerken um Hilfe

Ein Polizeifahrzeug auf dem Gelände der Polizeidirektion Leipzig (Sachsen).
Ein Polizeifahrzeug auf dem Gelände der Polizeidirektion Leipzig (Sachsen).APA/dpa-Zentralbild (Jan Woitas)
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Der in Leipzig festgenommene Syrer bat in einem Netzwerk von Syrern in Deutschland um Hilfe. Doch das Internet führte auch zu seiner Festnahme.

Es waren syrische Asylwerber, die den mutmaßlichen IS-Terroristen Jaber al-Bakr festhielten, bis die Polizei da war. Über dieses Ende der Fahndung nach dem Sprengstofftüftler wurde groß berichtet. Die "Bild"-Zeitung sprach mit jenen Männern, die al-Bakr fesselten und die Polizei riefen.

Dem Bericht zufolge soll sich al-Bakr am Samstag auf einem Online-Netzwerk für syrische Flüchtlinge gemeldet haben. Er sei am Leipziger Hauptbahnhof und suche eine Unterkunft. Die syrischen Männer gabelten al-Bakr dort auf, er übernachtete bei einem von ihnen. Am Sonntag soll al-Bakr die Männer gebeten haben, ihm die Haare zu schneiden. Erst dann wird die Gruppe auf Facebook auf den Fahndungsruf aufmerksam, die auf mehreren Seiten kursierten - etwa auf der Homepage der Syrischen Gemeinde in Deutschland, ein Nachrichtenportal mit hoher Reichweite. Als sie keine Zweifel mehr haben, dass der Mann der gesuchte Terrorist ist, fesseln sie ihn mit Verlängerungskabeln und rufen die Polizei.

Anschläge auf Infrastruktur geplant

Jaber al-Bakr sollte offenbar im Auftrag des IS die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland angreifen. Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Montagabend der ARD. "Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise -, dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin." Schon Anfang September habe es Hinweise gegeben, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf Infrastruktureinrichtungen in Deutschland geplant habe. "Wir haben - man kann sagen - bis Donnerstag letzter Woche gebraucht, um herauszufinden, wer ist dafür in Deutschland verantwortlich", sagte Maaßen.

Als er am Freitag "in einem Ein-Euro-Shop Heißkleber kaufte", seien "alle Maßnahmen in Bewegung gesetzt" worden, "damit ein Zugriff erfolgte", sagte Maaßen in dem Interview. Die Sicherheitsbehörden seien nach dem Kauf des Heißklebers davon ausgegangen, dass dies "im Grunde genommen die letzte Chemikalie" sein könnte, "die für ihn notwendig war, um eine Bombe herzustellen". Wie der Generalbundesanwalt Peter Frank am Montagabend in den ARD-"tagesthemen" sagte, hatte der Verdächtige bereits "eine sehr große Menge" eines "sehr hochexplosiven Sprengstoffs" hergestellt. Dafür sei "spezielles Know-how notwendig" gewesen. Deswegen habe die Bundesanwaltschaft auch die Ermittlungen übernommen.

Eineinhalb Kilogramm Sprengstoff

Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz hatten die Ermittler nach Angaben der Behörde am Samstag eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs sowie weiteres Material gefunden, das zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet gewesen sei. Ermittler sprachen von ähnlichen Vorbereitungen wie für die Anschläge von Paris oder Brüssel.

Generalbundesanwalt Frank sagte in der ARD auf die Frage, ob die Terrorgefahr durch die Flüchtlingswelle des vergangenen Jahres gestiegen sei: "Deutschland ist schon seit längerer Zeit im Visier des islamistischen Terrorismus. Das sagen die Sicherheitsbehörden seit einigen Monaten und seit über zwei Jahren, das hat sich jetzt auch wieder realisiert. Wir müssen auch sehen, dass nicht nur durch Flüchtlinge Anschlagspläne und Anschläge nach Deutschland gekommen sind." So sei die Attacke auf einen Bundespolizisten in Hannover nicht von einem Flüchtling verübt worden.

>> Zum Artikel der "Bild"-Zeitung

(APA/dpa/AFP)

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